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Heutzutage lernen wir schon in der Schule, was ein Atom
ist; aber das war nicht immer so. Zwar haben schon die alten Griechen
darüber nachgedacht (und den Namen geprägt), und zumindest einer kam zum Schluß, daß wenn man ein
Stück Materie gedanklich in zwei Stücke teilt, und diesen Prozeß mit den resultierenden Stücken immer
wieder weiterführt, man irgendwann einmal an ein Ende, an ein unteilbares
Reststück, eben ein Atom kommen muß. |
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Geglaubt hat das aber niemand so richtig, und noch zweieinhalbtausend Jahre später
wurde Ludwig Boltzmann, von
dem wir noch vieles hören werden, zum Selbstmord getrieben, weil auch noch im Jahre 1906 Kollegen ihm nicht
abnehmen wollten, daß es Atome wirklich gibt. |
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Etwa 50 Jahre später schreibt Richard Feynman, einer der bekanntesten Physiker unserer Zeit, in seinem berühmten Textbuch
"Lectures on Physics", daß die Atomhypothese die mit
Abstand wichtigste Erkenntnis der Wissenschaft gewesen ist. |
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Heute können wir Atome "sehen", z.B. mit Hilfe des Rastertunnelmikroskops;
das Beispiel im Link zeigt Silizium Atome. |
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Zunächst wollen wir einige hoffentlich bekannte, da zur Allgemeinbildung
gehörende, Daten über Atome rekapitulieren. |
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Atome bestehen aus Elementarteilchen,
sie haben einen sehr kleinen Atomkern und eine diesen Kern "umkreisende" Elektronenhülle. |
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Der Atomkern besteht aus z positiv geladenen Protonen
und etwa gleichviel (elektrisch neutralen) Neutronen.
Jedes Proton besitzt genau eine positive Elementarladung +e. Protonen und Neutronen sind viel schwerer als Elektronen, die Masse des Atoms wird deshalb fast vollständig durch
den Atomkern bestimmt. |
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Ein elektrisch neutrales Atom hat demnach z Elektronen in der Elektronenhülle. |
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z heißt Ordnungszahl und bestimmt eindeutig die chemische Natur (den "Namen") des Elements. |
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Atome mit der gleicher Ordnungszahl, aber verschieden viel Neutronen im Kern, heißen
Isotope des jeweiligen Elements. Viele Isotope sind radioaktiv, d.h. zerfallen im Laufe der Zeit, und kommen deshalb in der Natur nicht
(mehr) vor. |
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Atome haben eine Größe von ca. einem Ångstrom
[Å]; eine Maßeinheit die extra für atomare Dimensionen eingeführt wurde.
Da sie aber zugunsten der SI Einheiten immer weniger
gebraucht wird, merken wir uns jetzt und immerdar: |
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1 Å | = | 0,1 nm | |
| | | = |
1010 m = 108 cm |
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Der Atomkern alleine ist aber nur
» 10– 6 nm groß; auch ein einzelnes Elektron ist nicht viel größer.
Die Größe des Atoms wird daher nur durch die Elektronenhülle definiert,
das ist dann der Bereich in dem die Elektronen sich überwiegend aufhalten. |
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Hier eine Übersicht mit einigen Beispielen |
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Atom |
Atomkern
z Protonen und ca. z Neutronen Ladung + z e |
Elektronenhülle
z Elektronen Ladung – z e |
Wasserstoff (H) z = 1 |
1 Proton und 0 Neutronen ("Wasserstoff"), oder
1 Neutron (H - Isotop "Deuterium", stabil)
oder
2 Neutronen (H - Isotop "Tritium"; radioaktiv) |
1 Elektron |
Helium (He) z = 2 |
2 Protonen 1 Neutron (instabil = radioaktiv)
2 Neutronen (stabil) | 2 Elektronen |
Und so weiter zum Periodensystem |
**** | **** |
Uran (U) z = 92 |
92 Protonen
»143 ± einigeNeutronen; viele radioaktive Isotope. |
92 Elektronen |
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Einige hier wichtige Zahlen und Maßeinheiten
sind: |
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Um zu diese Zahlen besser zu verstehen, machen wir jetzt eine Übung |
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Wie "umkreisen" die Elektronen den Atomkern? Die Anwort ist scheinbar
einfach: Die Anziehungskraft zwischen einem positiv geladenen Kern mit z Protonen und einem
negativ geladenen Elektron im Abstand r ist proportional zu z · e2/4pe0r2;
das ist exakt das gleiche Kraftgesetz wie bei der Gravitation - nur die Proportionalitätskonstante ist anders.
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Der Faktor 4pe0 sagt uns, daß
das SI Einheitensystem verwendet wird. Im immer
noch häufig gebrauchten (elektrostatischem) cgs System,
fällt er weg. |
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Hier steckt ein Problem. Viele ältere
Bücher, aber auch neuere (z.B. der "Barrett") halten
sich nicht nur nicht an die internationale Vereinbarung, sondern machen auch noch Fehler
innerhalb des benutzten Systems (z.B der "Barrett"). |
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Im "Basisbereich" gibt es einige Module zur Thematik: |
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Bei Atomen mit zwei oder mehr Elektronen wird die Situtation aber sehr viel schwieriger als
bei zwei oder mehr Planeten, da man die Wechselwirkung zwischen den Elektronen nicht wie bei den Planeten so ziemlich vernachlässigen
kann, aber das ist nur ein mathematisches, nicht ein prinzipielles
Problem. Im übrigen ist auch das Planetenproblem nicht mehr geschlossen lösbar falls man die Wechselwirkung zwischen
den Planeten mitnimmt. |
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Für das einfache Wasserstoffatom erhält man jedenfalls mathematisch dieselben Bewegungsgleichungen
und dieselben (klassischen) Lösungen, wie sie für das System Sonne - Erde gelten: Beide drehen sich um den Schwerpunkt
- d.h der leichtere im wesentlichen um den schwereren Körper - und die Bahnen sind Ellipsen. |
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Die Übertragung dieses Planetenmodells auf Atome lag daher nahe; aber trotz
zahlreicher Reparaturversuche scheitert das Planetenmodell des Atoms schon
an folgendem Punkt: |
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Eine beschleunigte Ladung - und ein Elektron auf einer
Ellipsen- oder Kreisbahn ist eine beschleunigte Ladung - erzeugt eine elektromagnetische
Welle, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. In dieser Welle steckt Energie, die abgestrahlt, und damit dem System
entzogen wird. Aus der Himmelsmechanik oder der Raumfahrt wissen wir, daß bei Energieentzug (entspricht dem Abbremsen
eines Raumschiffes), der Radius der Bahn kleiner wird. |
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Die unvermeidliche Konsequenz des Planetenmodells ist daher, daß das Elektron auf einer
Spiralbahn immer engere Kreise zieht und schließlich (nach sehr kurzer Zeit!) mit dem Atomkern zusammenstoßen
würde. |
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Es gab keinen Ausweg - obwohl viele Versuche gemacht wurden
- das Atom, bestehend aus Kern und Elektronen, im Rahmen der klassischen Mechanik irgendwie zu retten!
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Auch aus anderen Gebieten der Physik gab es Hinweise, daß die klassische Physik an ihre
Grenzen stieß, daß etwas neues, im alten System prinzipiell nicht darstellbares, erforderlich war - neue Grundgesetze,
Paradigmen oder Gleichungen, wie auch immer man das ausdrücken wollte. Einige dieser Stolpersteine
der Physik sind im Link dargestellt. |
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Einen großen Schritt nach vorne machte 1913 Niels Bohr und 1923 Louis de Broglie, die, wie wir heute sagen
würden, das System der damaligen Physik um einige nicht näher begründete Axiome erweiterten. Dies wird Inhalt
des nächsten Moduls sein. |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)