|  | Wir werden zukünftig immer s verwenden und bei mechanischen Problemen nicht mehr von Kräften sondern von
(mechanischen) Spannungen reden. |
|  | Die Maßeinheit für mechanische Spannungen
ist das Pascal; abgekürzt Pa. Ein Pascal ist definiert als 1 Pa =
1N/m2 = 1 Newton pro
Quadratmeter. |
|  | Man könnte das
natürlich mit der elektrischen Spannung verwechseln, aber aus dem Kontext ist
auch ohne das Adjektiv "mechanisch" praktisch immer klar um was es geht. |
 | Da ein langer Körper bei derselben Spannung eine größere Längenänderung zeigen
wird als ein kurzer, ist es zweckmäßig auch die Längenänderung so zu normieren, daß sie von
der Ausgangslänge des Probekörpers unabhängig wird. |
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 | Dies wird durch die Definition der Dehnung e
erreicht: |
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e(s) | = | Dl l | = |
l(s) – l0
l0 | = | l (s) l0 | – 1 |
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|  | l(s) ist dabei die jeweilige, von der Spannung abhängige Länge und
l0 die Ausgangslänge für s = 0. |
|  | Die Dehnung hat in dieser Definition keine Maßeinheit, sie ist dimensionslos. Multipliziert man den Zahlenwert mit
100, hat man die Verlängerung des Körpers in Prozent
%. |
 | Damit läßt sich für
Körper mit konstantem Querschnitt verallgemeinern: Bei gleicher Spannung wird immer die gleiche Dehnung
auftreten, unabhängig von den Dimensionen des Körpers. |
|  | Macht man einen realen Zugversuch, findet man im elastischen
Bereich eine eindeutige Beziehung zwischen s und e, d.h. e = e(s). |
|  | Elastischer Bereich heißt, daß für jeden Wert von s sich immer der gleiche Wert von e einstellt. Dies bedeutet
insbesondere, daß bei Wegnehmen der Spannung, der Körper wieder seine
ursprüngliche Länge hat. |
|  | Dies muß nicht so sein; wer schon mal sein Auto gegen ein Hindernis gefahren hat weiß,
daß es auch inelastische oder plastische
Dehnungen gibt - nach Wegnehmen der mechanischen Spannungen ist die alte Form nicht wieder hergestellt! Im Link
kann man einen Großversuch zu nichtelastischen Verformungen bewundern. |
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 | Für den elastischen Bereich einer s - e Kurve läßt sich jedoch als Materialkonstante der (oder das) Elastizitätsmodul E (kurz E - Modul)
definieren als |
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 | Obige
Potentialformel gibt nun an, um wieviel sich der Abstand zweier Atome ändert, wenn eine Kraft F = -
dU/dr anliegt. Darin steckt in eindeutiger Weise der Elastizitätsmodul des Festkörpers. Um
ihn sinnvoll zu berechnen muß man: |
|  | 1. Die Konstanten A und B durch den
Gleichgewichtsabstand r0 und die Bindungsenergie EBind =
U0 ersetzen. (Wir verwenden hier U0 statt
EBind um Verwechslungen mit dem E-Modul auzuschließen). |
|  | 2. Die wirkende Kraft dann aus –
dU/dr berechnen. |
|  | 3. Zu Spannungen und Dehnungen übergehen. Hinweis: Kraft pro Bindung durch Fläche pro Bindung (=
(r0)2) verwenden; gleichermaßen e = (r
– r0)/r0 setzen. |
 | Wir
machen das als Übungsaufgabe: |
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 | Als Ergebnis
erhält man |
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E = | 1 r0 | · | d2U(r) dr2 | = | n · m ·
U0 r03 |
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|  | Eine ziemlich
einfache Formel für einen der wichtigsten mechanischen Materialparameter! |
 | Für technische Zwecke, oder einfach nur um ein gutes Gefühl für
Zusammenhänge zu bekommen, läßt sich diese Formel noch weiter vereinfachen, zu einer "Faustformel". |
|  | Faustformeln sind allerdings mit einer gewissen Vorsicht zu genießen, da sie manchmal ziemlich weit
weg von der Realität liegen können. |
 | Wir
ersetzen einfach r03 durch W, das Atomvolumen
(dies ist leicht über die Dichte des Festkörpers zu erhalten), und die Bindungsenergie
U0 durch kTm, d.h. Boltzmannkonstante mal Schmelzpunkttemperatur. |
|  | Die letztere Ersetzung ist eine zweifelhafte Sache, aber um ein Material zu schmelzen müssen die
Bindungen aufgehen, und dazu braucht man thermische Energie kT in dieser Größenordung |
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Wir erhalten damit |
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|  | Falls wir für m,
n die (ungefähren) Zahlenwerte einsetzen ergibt sich eine extrem einfache Faustregel |
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|  | Das ist nun wirklich eine simple Formel,
die aber gar nicht so schlecht ist. Sie stimmt ganz gut für alle Bindungstypen und Materialien, wie in einem speziellen Illustrationsmodul gezeigt. Aber es gibt eine große Ausnahme; vergleiche einen weiteren Illustrationsmodul! |
|  | Aus
Bindungspotentialen abgeleiteten Werte für den E - Modul von "Gummi", d.h. für die Unterklasse der Elastomere
bei den Polymeren, sind um mehrere Größenordnungen falsch - auch wenn man alle Fehlerquellen und
Näherungen ausschaltet! Das wird uns noch ziemlich beschäftigen. |
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 | Man kann den E-Modul aber
auch noch viel grundsätzlicher betrachten; das wird in diesem "advanced" Modul gemacht. |
© H. Föll (MaWi 1 Skript)