8.2.2 Merkpunkte zu Kapitel 8.2: Einkristallverformung als Modell

Bei einem für Einfachgleitung ortientiertem Einkristall (<123> Orientierung für fcc Gitter) wird bei Erhöhen der Spannung zunächst nur auf einer Gleitebene tkrit überschritten.
Zugversuch Einkristall
Obwohl nur von geringer praktischer Bedeutung, zeigt der Versuch sehr deutlich was bis zum Bruch geschieht:  
Elastische Verfomung bis zu Rp, d.h. bis zum Erreichen von tkrit auf der "günstig" orientierten Gleitebene.
"Weiches" Verhalten im Bereich I, da Versetzungen auf der betätigten Gleitebene jetzt laufen können und große plastische Verformung ermöglichen.  
Die blockweise Abgleitung ist (im Mikroskop) gut sichtbar.  
Verfestigung (d.h. "hartes" Verhalten) im Bereich II, weil durch die gestiegene Spannung jetzt auch andere Gleitsysteme betätigt werden, und die Versetzungen sich gegenseitig behindern, d.h. nicht mehr leicht laufen können.  
Entfestigung im Bereich III (Kristall ist wieder "weich"), weil bei den jetzt sehr hohen Spannungen Versetzungen sich von Hindernissen "losreißen" können.  
Schließlich Bruch - auch weil der Kristall jetzt sehr lang, und damit auch viel dünner geworden ist.  
   
Damit ist auch klar, wie sich Einkristalle verformen, die so orientiert sind dass mehrere Gleitebenen gleichzeitig aktiviert werden (z.B. <100> Orientierung von fcc Gittern):
Mehrfachgleitung
Bereich II wird praktisch von Anfang an vorliegen.  
Für Polykristalle, deren Körner "statistisch" orientiert sind, d.h. keine Vorzugsrichtungen haben, werden wir ähnliches Verhalten erwarten.  
Damit haben wir dann "klassische" Spannungs - Dehnungskurven von technischen Materialien im Prinzip verstanden!
Dass die Realität noch erheblich komplizierter ist, versteht sich dabei von selbst.
         

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© H. Föll (MaWi 1 Skript)