Eigenschaften des Random Walks in ein- zwei- und drei Dimensionen



  Eindimensional Zweidimensional Dreidimensional
(1) Wahrscheinlichkeitsdichte Teilchen nach N Sprüngen bei (x,y,z) zu finden
mit Sprungweite "1".


w(x,y,z) =
æ
è
1
2pN
ö
ø
1/2 · exp – x2
2N
æ
è
1
2pN
ö
ø
· exp – x2 + y2
2N
æ
è
1
2pN
ö
ø
3/2 · exp – x2 + y2 + z2
2N
(2) Breite auf 0,607 facher
(= e–1/2) Höhe = 2s

sx = Nx1/2 sx = Nx1/2
sy =Ny1/2
sx = Nx1/2
sy = Ny1/2
sz = Nz1/2
(2a) Damit:
"Normaldarstellung " von (1)

w(x,y,z) =
æ
è
1
2s2p
ö
ø
1/2 · exp – x2
2s2
æ
è
1
2s2p
ö
ø
· exp – x2 + y2
2s2
æ
è
1
2s2p
ö
ø
3/2  · exp – x2 + y2 + z2
2s2
(3) Volumenelement DV bei Übergang zu Abständen r DV = 2Dr
(der Faktor 2 ist wichtig!)
2prDr 4pr2Dr
(4) Absolute Wahrscheinlichkeit W(r), Teilchen im Abstandsintervall r, r + Dr zu finden mit dimensionloser Sprungweite "1"
W'(r) ist die Wahrscheinlichkeitdichte bezogen auf Abstände

W(r) = w(r)DV =W'(r)Dr
æ
è
2
pN
ö
ø
1/2 · exp – r2
2N
  · Dr
æ
è
r
N
ö
ø
· exp – r2
2N
  · D
2r2
N
· æ
è
1
2pN
ö
ø
1/2 · exp – r2
2N
  · Dr
(5) Absolute Wahrscheinlichkeit Teilchen im Abstandsintervall r, r + Dr zu finden mit Sprungweite a0 cm W(r,a0) =
w(r,a0)DV =
W'(r)Dr
æ
è
2
a02pN
ö
ø
1/2 · exp – r2
2Na02
  · Dr
æ
è
r
Na02
ö
ø
· exp – r2
2Na02
  · D
2r2
a03·N
· æ
è
1
2pN
ö
ø
1/2 · exp – r2
2Na02
  · Dr
(6) Mittleres Verschiebungsquadrat <r2> = r2W'(r,a0)dr (mit Sprungweite a0 cm) = Diffusionlänge L <r2> = N·a02 2N·a02 3N·a02
(6a) Diffusionlänge L = {<r2>}1/2 L = a0N1/2 a0(2N)1/2 a0(3N)1/2
(7) Mittleres Verschiebungsquadrat
mit dimensionloser Sprungweite "1"
<r2> = N 2N 3N
(8) Wahrscheinlichstes rwahr aus
dW'/dr(rwahr) = 0 (mit Sprungweite "a0")
rwahr = 0 a0·N1/2 a0(2N)1/2
siehe auch den Link

Erklärungen und Mathematik

1. Sprungweiten
Solange wir nur Würfelspiele betrachten, gibt es keine Sprungweiten. Assoziieren wir das gewürfelte Ergebnis mit der Bewegung von irgendetwas ("bei +1 eins nach rechts, bei -1 eins nach links"), haben wir die dimensionlose Spurngweite "1"
Ist die Sprungweite jedoch eine physikalische Größe, d.h. zum Beispiel a0 cm , müssen wir a0 wie folgt in die Formel einbauen
  • r [Zahl] wird ersetzt durch r /a0
  • dr [Zahl] wird ersetzt durch 1/a0 · dr
Es ist erkennbar sehr wichtig, auch beim dr das 1/a0 nicht zu vergessen!
 
2. "Halb"wertsbreite
Die Breite der Gaußkurve auf "ungefähr" halber Höhe heißt 2s, hat einen besonders einfachen Wert (und markiert die Wendepunkte der Kurve).
Häufig benutzt man den numerischen Wert für s als ein Maß für die Streuung eines Parameters, z.B. bei Meßwerten, die einer Gaußverteilung gehorchen.
Unter Benutztung von s lassen sich die Funktionen einfacher schreiben, man spricht von der Normalform der Gaußverteilung.
 
3. Volumenelement
Wir beziehen uns nur auf Abstände. Die Volumenelemente sind dann
  • Eindimensional: Das Intervall r, + dr auf der Abstandsachse r
  • Zweidimensional: Die Fläche zwischen den Kreisen mit Radius r und r + dr -ein Ringsegment
  • Dreidimensional: Das Volumen zwischen den Kugeln mit mit Radius r und r + dr - ein Kugelsegment oder eine "Zwiebelschale"
Ein beliebter Fehler beim Übergang von cartesischen Koordinaten zu Polarkoordinaten für den eindimensionalen Fall liegt im Übersehen des Faktors "2" in der Beziehung
dV = 2 dr, den ein Wert für r = |x| deckt sowohl den Wert +x als auch -x ab, wie die nachfolgende Zeichnung klar macht.
Volumenelement bei eindimensionaler Diffusion
Es gibt keine negativen Abstände und damit keine negativen r. Teilchen die sich im "Volumen"element bei x oder bei -x befinden, sind alle im Volumenelement bei r = |x|.
Der hier eventuell einfließende Fehler mag sich kompensieren (oder verstärken?), wenn man einen anderen Faktor 2 Fehler macht, indem man Standardlösungen der Fickschen Diffusiongleichungen, die fast immer für einen Halbraum gegeben werden (d.h. aus der Quelle diffundieren die Teilchen nur nach links oder nur nach rechts; die Quelle sitzt auf der Oberfläche), mit den Random walk Ergebnissen vergleicht, bei denen die Teilchen nach rechts und nach links diffundieren können (die Quelle sitzt im Inneren).
 
 
4. und 5. Absolute Wahrscheinlichkeit und Wahrscheinlichkeitsdichten
Die absolute Wahrscheinlichkeit für irgendetwas muß sich immer auf ein endliches (wenn auch differentiell kleines) Volumen beziehen. Denn die absolute Wahrscheinlichkeit, eine endliche Anzahl von irgendwas bei einem von unendlich viel mathematischen Punkten zu finden ist immer = 0.
Sind die Variablen in Wahrheit diskret (z.B. beim Würfelspiel, wo man schlicht keine 3,27 oder 7,005 würfeln kann), muß man immer die Wahrscheinlichkeitsdichte über das Intervall um die diskrete Variable herum integrieren. Die Wahrscheinlichkeit eine 7 zu würfeln ist dann beispielsweise
w(7)  =  7,5
ó
õ
6,5
w(r) · dV
Die angegebene Formel erhält man also einfach durch Multiplikation der Formeln in Reihe 1 mit den Formeln in Reihe 3.
Nach der Umrechnung auf Wahrscheinlichkeiten für Abstände übernimmt W'(r) = W(r)/Dr die Rolle der Wahrscheinlichkeitsdichte - es ist jetzt eine radiale Wahrscheinlichkeitsdichte.
 
6. Mittleres Verschiebungsquadrat mit Sprungweite a0
Diese Integrale können leicht berechnet werden indem man sie auf eine Form bringt, die in Tabellen zu finden ist. Der jeweilige Wert des Integrals ist in der Formel durch rote Schrift immer getrennt ausgewiesen.
Eindimensional
Wir haben für das mittlere Verschiebungsquadrat
<r2>  =   æ
è
2
a02pN
ö
ø
1/2 ·  ¥
ó
õ
0
r2 · exp –  k · r2 · dr  =  æ
è
2 
a02 · p · N
ö
ø
1/2  ·  p1/2
2k3/2
Mit k = 1/ 2Na02 erhalten wir

<r2>  =  æ
è
2 
a02 · p · N
ö
ø
1/2  ·  N · a03   ·  æ
è
2p · N ö
ø
1/2  =  N · a02

Zweidimensional
Wir haben für das mittlere Verschiebungsquadrat
<r2>  =  æ
è
1 
N · a02
ö
ø
 ·   ¥
ó
õ
0
r3 · exp – k · r2  · dr  =   æ
è
1 
N · a02
ö
ø
1
2k2
Mit
k  =  1 
2 · N · a02
;    1 
2k2
 =   4 · N2 · a04
2 
  =  2 · N2 · a04
Damit ergibt sich

<r2>  =  1 
N · a02
 ·  2N2 · a04   =  2N · a02

Dreidimensional
<r2> 2 
a03 · N
 · æ
è
1 
2p · N
ö
ø
1/2  ·  ¥
ó
õ
0
r4 · exp – k · r2  · dr
Mit
k  =  1 
2N · a02
    und      ¥
ó
õ
0
 =   3p1/2
8 · k5/2
 =  3p1/2· (2N · a02)5/2
8 

erhalten wir

<r2>  =  3 · a02 · N

Es ist immer gut, mal die Integration zu üben, aber das ganze hätte man natürlich auch einfacher haben können:
Da die Hüpfe in x-, y- and z-Richtung unabhängig voneinander sind, und deshalb Nx = Ny sein muß, gilt
<r2(x,y)>   =  <r2(x)>2 + <r2(y)>2 
     
   =  (Nxa02) + (Nya02
     
 =  2Na02
Für den dreidimensionalen Fall folgt entsprechend

<r2(x,y)>   =  3 · N · a02

Unnötige Arbeit gemacht? Nein - nur dadurch läßt sich prüfen, ob die Ausgangsformeln stimmen (so wurden die diversen Fehler in Büchern entdeckt).
   
7. Mittleres Verschiebungsquadrat mit Sprungweite "1"
Das ist jetzt einfach: Ersetzen wir N · ao2 in den Formeln in 6. durch N, ist die Mathematik identisch - d.h. wir müssen bei <r2> nur N statt N · ao2 einsetzen.
 
8. Wahrscheinlichstes r
Der wahrscheinlichste Abstand rwahr ist der Abstand, bei dem wir erwarten können die meisten Teilchen zu finden. Daß das nicht derselbe Abstand ist wie der mittlere Abstand
<r> = {<r2>}1/2 wurde schon anderweitig klargemacht.
rwahr ergibt sich offensichtlich aus dem Maximum der Verteilungskurve, d.h. wir haben
dw
dr
(r = rwahr)  =  0
Wir bekommen:
Eindimensional:
æ
è
2 
a02 · p · N
ö
ø
1/2  ·  d
dr
æ
è
exp – r2 
2Na02
ö
ø
 =   æ
è
2 
a02 · p · N
ö
ø
1/2 ·  –  æ
è
r  
Na02
ö
ø
· exp – r2 
2 · N · a02
 =  0

Und damit ganz schnell

rwahr  =  0

Zweidimensional
d
dr
æ
è
r 
N · a02
 · exp – r2 
2 · N · a02
ö
ø
= 0
.
Und damit

rwahr  =  a0 · N1/2

Dreidimensional
d
dr
æ
ç
è
2r2
a03 · N
æ
è
1
2p · N
ö
ø
1/2  · exp – r2 
2 · N · a02
ö
÷
ø
 =  0
Und damit

rwahr  =  a0 · (2N)1/2  

Während rwahr und der Mittelwert von r, also die Diffusionlänge L, bei eindimensionaler Diffusion fundamental verschieden sind, ist der Unterschied für dreidimensionale Diffusion vernachlässigbar. Für Diffusion in hohen Dimensionen - was immer das sein mag - wird der Unterschied offenbar immer kleiner.
 

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© H. Föll (MaWi 1 Skript)