| Die Elemente des Periodensystems
kondensieren alle bei genügend tiefer Temperatur (und beim He noch bei
genügend hohem Druck) in feste Körper, und diese sind fast durchweg Kristalle. Ungefähr 95% aller
Elementkristalle haben dabei einen der drei folgenden Gittertypen: |
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 | Kubisch-flächenzentriertes Bravaisgitter , abgekürzt fcc für "face centered cubic" oder, gelegentlich auf deutsch, kfz. Dieses Gitter besitzt eine dichteste Kugelpackung. |
|  | Mit einem Atom in der Basis, das dann auf den Ecken und Seitenmitten des Würfels sitzt,
kristallieren z.B. Al, Ni, Cu, Pd, Ag, Pt, Au sowie alle
Edelgase. |
|  | Mit zwei Atomen in der Basis, eines bei der Position (0,0,0) der Würfelecke, das
andere dann bei (1/4, 1/4, 1/4), kristallisieren Si, Ge, C (als Diamant) und Sn
unterhalb von 13 oC. Diese Kristallsorte hat einen eigenen Namen: Man spricht vom "Diamantgitter" – obwohl man eigentlich "Diamantstruktur" meint. |
|  | Etwa 30 % aller Elemente kristallisieren in einem fcc-Gitter. |
 | Da wir das "Diamantgitter" bisher nicht behandelt haben, wollen wir uns diesen
Kristall kurz anschauen. Zeichnet man Verbindungen zwischen den Atomen (hier rot), erkennt
man sofort die typische Symmetrie der sp3-Hybridorbitalbindungen. |
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 | Bei den Elementkristallen sind natürlich alle unten gezeigten Kugeln
Atome derselben Sorte. Wir bekommen denselben Kristalltyp aber auch bei vielen technisch wichtigen Halbleitern, wenn
wir zum Beispiel die grünen oder blauen Kugeln als Ga oder In, und die jeweils anderen als
As, P oder Sb betrachten. |
|  | Richtige Rohdiamanten sind im Link gezeigt. |
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fcc-Bravaisgitter (blaue "Punkte") | fcc-Elementkristall (blaue "Atome") | Kristall mit Diamantstruktur (dunkelblaue und grüne "Atome") |
Ein letztes Mal sei auf den Unterschied
zwischen Gitter und Kristall hingewisen, der in symbolischen Zeichnungen oft verschwindet. |
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|  | Wie immer
symbolisieren die Kugeln Atome, aber mit viel zu kleinen Durchmessern. Würde
man die Durchmesser maßstabsgetreu zeichnen, ist nicht mehr viel zu erkennen. |
 | Die Zahlenwerte der Gitterkonstanten einiger Kristalle
sind im Link gezeigt. |
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 | Kubisch-raumzentriertes Bravaisgitter, abgekürzt bcc für "body
centered cubic" oder, gelegentlich auf deutsch, krz.
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|  | Mit einem Atom in der Basis, das dann auf den Ecken und im Zentrum des Würfels sitzt,
kristallieren z.B. K, Rb, Cs, V, Nb, Ta, Cr, Mo und W.
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|  | Etwa 30 % aller
Elemente kristallisieren in einem bcc-Gitter |
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 | bcc-Bravaisgitter oder bcc-Elementkristall |
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 | Hexagonales Bravaisgitter und Hexagonal
dichteste Kugelpackung, abgekürzt hex bzw. hcp für "hexagonal close packed".
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|  | Die hexagonal dichteste Kugelpackung entsteht, wenn man ein hexagonales Bravais-Gitter mit einer Basis aus (mindestens) zwei
gleichartigen Atomen kombiniert. Das erste Atom sitzt bei (0,0,0), das zweite bei (1/2, 1/4, 1/2); also
auf halber c-Achsenhöhe im Zentrum eines Basisdreiecks. Es gibt also kein hexagonal dichtest gepacktes
Gitter, sondern immer nur einen hexagonal dichtest gepackten Kristall. |
|  | Daß mit dieser Anordnung
eine dichteste Kugelpackung entsteht, d.h. dass
es keine Möglichkeit gibt, mehr (gleichgroße) Kugeln in ein gleichgroßes Volumen zu packen, werden
wir weiter unten sehen. |
|  | Etwa 35 % aller Elemente kristallisieren in
einem hcp-Kristall, darunter beispielsweise Mg, Re, Co, Zn, Cd, C (als
Graphit), aber auch z.B. N bei tiefer Temperatur. |
 | Da wir die hexagonal dichteste Kugelpackung bisher nicht behandelt haben, wollen wir uns jetzt einen
auf derartigen Kristall kurz anschauen |
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| Hexagonales Gitter (blaue "Punkte") und hexagonal dichtest gepacktes Gitter (blaue und rote Atome) |
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 | In diesen drei Gittertypen (oder Kristalltypen) kristallisieren ca.
95% der Elemente. Wir sehen auch, daß es zunehmend (sprachlich) schwer fällt, die saubere
Unterscheidung zwischen Gitter und Kristall aufrechtzuerhalten, und wundern uns nicht mehr über gelegentliche
Unsauberkeiten. |
|  | Je nach Element wird immer
diejenige Kristallstruktur gewählt, die am besten zu den Bindungsverhältnissen paßt, d.h. die
größte Energieabsenkung zur Folge hat. |
|  | Viele Elemente kommen aber in mehreren
Kristallstrukturen vor - z.B. der Kohlenstoff, der, wie wir wissen, in der Regel als Graphit (hex-Gitter) und
nur selten als Diamant (fcc-Gitter) vorliegt. Bei gegebenem Druck und Temperatur kann allerdings immer nur
ein Gitter stabil, d.h. energetisch am günstigsten sein. Diamant ist bei
Raumtemperatur und Normaldruck eigentlich nicht stabil sondern nur metastabil; glücklicherweise dauert aber die Umwandlung zum stabilen Graphit bei
Raumtemperatur nahezu unendlich lange. |
 | Bei anderen Elementen, oder ganz
allgemein, bei beliebigen Kristallen, ist das aber nicht immer so. |
|  | Bei bestimmten Temperaturen und
Drücken erfolgt eine spontane Umwandlung in ein anderes, bei diesen Zustandgrößen stabiles und nicht nur metastabiles Gitter. |
|  | Eisen (Fe), unser wichtigstes Metall, erstarrt unterhalb des
Schmelzpunktes von 1536 oC in ein bcc-Gitter, das sich aber unterhalb von 1402
oC in ein fcc-Gitter umwandelt. Unterhalb von 723 oC nimmt es wieder die
bcc-Gitterstruktur an. In unserem Periodensystem sind
diese möglichen Modifikationen eingetragen. |
|  | Das ist hier noch ein bißchen rätselhaft: Eigentlich kann nur ein Gittertyp bei gegebenen Bindungspotentialen die kleinstmögliche Energie haben. Wie schon zuvor bemerkt, laufen wir mit dem Prinzip der Minimierung der Energie in Probleme, die sich erst im Kapitel 5 lösen werden. |
 | Wir können am Beispiel dieser
einfachen Gitter noch einige allgemeine Größen und Zusammenhänge definieren bzw. aufzeigen, die
wichtig sind und oft vorkommen. |
|  | Die
Koordinationszahl KZ gibt die Zahl der nächsten Nachbarn an. |
|  | Die Beziehung zwischen den Gitterkonstanten und den Atom- (oder Ionen-)Durchmessern. Dazu
müssen wir wissen, in welcher Gitterrichtung sich die Atome berühren, was wiederum aus der Geometrie
folgt. |
|  | Die Zahl der Gitterpunkte in
einer (Bravais)- Elementarzelle. |
|  | Die
Packungsdichte PD ist dann das Verhältnis zwischen dem in einer
Elementarzelle enthaltenen Volumen der Atome (immer als Kugeln gedacht; nur Teile der Kugel mögen zählen)
und dem Volumen der Elementarzelle. Damit ist dann auch die Dichte
berechenbar. |
 | Schauen wir uns das erstmal für
die obigen Kristalle an. Einige der verwendeten Zahlen und Beziehungen ergeben sich aus der nachfolgenden
Übung. |
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Gittertyp | fcc | bcc | hcp | Basis- vektoren | a = b = c = Gitterkonstante
mit r = Atomradius | a = b = c = Gitterkonstante
mit r = Atomradius | a = b c/a = 1,633 | KZ | 12 | 8 |
12 | Atome pro
EZ | 4 (8 Eckpunkte zu 1/8; 6 Flächenpunkte zu
1/2, d.h. 8 · 1/8 + 6 · 1/2 = 4 | 2 (8 ·
1/8 + 1 · 1 = 2) | 2 (8 · 1/8 + 1 · 1 = 2) |
Für 1-atomige Basis | PD |
(für 1-atomige Basis) | 0,68 (für 1-atomige Basis) |
0,74 |
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 | Aus Packungsdichte, Gitterkonstante und
Atomgewicht folgt natürlich sofort das spezifische Gewicht
des Kristalls. |
|  | Wir müssen
üben! |
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Übung 3.3-1 | Ein bißchen Geometrie zu den wichtigen Gittern |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)