 | In vielen Halbleitern kann man durch geeignete elektrochemische Ätzverfahren
kleine Löcher oder Poren ätzen - wie das genau funktioniert ist nicht besonders gut verstanden und
Gegenstand laufender Forschung. |
|  | Typische Poren haben Durchmesser um 1 µm herum, und können viele 100 µm tief
werden. Normalerweise sind sie regellos verteilt, bilden also eine Art amorphe Struktur wie im Rückgrat gezeigt - wir müssen nur statt der Kugeln = Atome jetzt
Poren (von oben gesehen) vorstellen. |
|  | Eine ganz heiße Entdeckung wurde 2001 von Sergiu Langa gemacht; ein Doktorand am Lehrstuhl, als es ihm gelang besonders schöne
Poren mit selbstorganisierter Kristallinität in InP zu ätzen. Dies
ist im untenstehenden Bild gezeigt. |
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 | Hier noch, weil es so ein tolles Bild
ist, ein Bruch quer durch die Poren |
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 | Ist das jetzt ein Kristall? Der vergrößerte Ausschnitt im ersten Bild sieht jedenfalls
streckenweise sehr danach aus. |
|  | Aber
so ganz paßt das Bild nicht zur strengen Definition
"Aus der bekannten Position einiger Atome läßt sich die Position
aller anderen Atome berechnen". |
|  | Schauen wir uns also die radiale Verteilungsfunktion an: |
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|  | Die schwarze Kurve zeigt die
Meßwerte; die rote ist ein Fit und hier nicht interessant. |
 | Was
wir sehen ist, daß man von einem beliebigen Nullpunkt ausgehend, zwar keine Aussagen mehr machen kann wo man
weit weg eine Pore finden wird, aber immerhin noch bis zum 5. und 6.
Nachbarn eine Nahordnung vorhanden ist. |
|  | In der Praxis reicht das um von einem Porenkristall zu reden!
Natürlich ist es ein Polykristall, aber wir haben keine amorphe Anordnung. |
 | Die spannende
Frage ist natürlich: Warum? Warum wachsen
überhaupt Poren, warum werden die Poren alle ungefähr gleich groß,
und warum ordnen sie sich halbwegs regelmäßig an? |
|  | Wie wissen sie voneinander, denn nur durch irgendeine
Wechselwirkung zwischen den Poren kann eine solche selbstorganisierte Struktur
entstehen. |
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 | Noch eine Frage: Wie, um nagelneue
Forschung (2002) einzubringen entsteht ein Poreneinkristall - hier
gezeigt: |
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 | Zugegeben, kein besonders toller
Einkristall; er ist voller Defekte. |
| | Das es aber tatsächlich ein Einkristall ist - der erste seiner
Art übrigens - erkennt man, wenn man einer Gitterrichtung über größere Distanzen folgt wie mit
der schwarzen Linie angedeutet. |
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 | Die Forschung geht weiter:
Mit optimierten Bedingungen kann man jetzt (Anfang 2003) schon einen recht guten Einkristall herstellen, bei dem
dei Einkristallinität auch sofort ins Auge sticht: |
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 | Die Forschung geht weiter..... |
|  | Herrn Lölkes, ebenfalls Doktorand am Lehrstuhl, ist es gelungen (Mitte 2003).die InP
Verhältnisse auf Silzium zu übertragen. Aber nur im Prinzip. Im Detail erguibt sich etwas völlig neues,
wie unten gezeigt |
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 | Wir haben einen sogenannten "frustierten Kristall", eine spezielle Struktur, die bisher allenfalls
einigen Mineralogen und Magnetikern bekannt war. |
|  | Kurz gesagt, können sich die Poren nicht entscheiden, ob sie ein quadratisches oder hexagonales
Gitter bilden wollen; die Ausschnitte zeigen entsprechende Detailstrukturen. |
|  | Die Gesamtstruktur ist nun aber nicht amorph, sondern
zeigt eine spezielle radiale Verteilung; dies ist in der "Autokorrelationsfunktion" sichtbar (eine Art
zweidimensionale radiale Verteilungsfunktion; Einsatz oben): Die nächsten Nachbarn sind kaum miteinader
korreliert, (gleichförmiger heller Ring um Zentrum), wohl aber die zweitnächsten (10 helle und zwei nicht so
helle Maxima im zweiten Ring). |
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© H. Föll (MaWi 1 Skript)