Das Grab im Busento |
August Graf von Platen
1796-1835 |
Nächtlich am Busento lispeln bei Cosenza dumpfe Lieder; Aus den Wassern schallt es Antwort,
und in Wirbeln klingt es wieder! | |
In der wogenleeren Höhlung wühlten sie empor die Erde, Senkten tief hinein den Leichnam,
mit der Rüstung auf dem Pferde. |
Und den Fluß hinauf, hinunter zieh'n die Schatten tapfrer Goten, Die den Alarich beweinen,
ihres Volkes besten Toten. |
Deckten dann mit Erde wieder ihn und seine stolze Habe, Daß die hohen Stromgewächse
wüchsen aus dem Heldengrabe. |
Allzu früh und fern der Heimat mußten hier sie ihn begraben, Während noch die Jugendlocken
seine Schulter blond umgaben. |
Abgelenkt zum zweiten Male, ward der Fluß herbeigezogen: Mächtig in ihr altes Bette
schäumten die Busentowogen. |
Und am Ufer des Busento reihten sie sich um die Wette, Um die Strömung abzuleiten, gruben
sie ein frisches Bette. |
Und es sang ein Chor von Männern: "Schlaf in deinen Heldenehren! Keines Römers
schnöde Habsucht soll dir je dein Grab versehren!" |
Sangen's und die Lobgesänge tönten fort im Gotenheere; Wälze
sie, Busentowelle, wälze sie von Meer zu Meere! |