Lobgesang Seegebrecht

Lobgesang

Lobgesang Seegebrecht

zur Verabschiedung von

Prof. Dr.-Ing. Peter Seegebrecht

in den Ruhestand

   
   
Das Duo Infernale  {short description of image}hf  stellt sich auf und ölt die Kehlen (Mi mi, mi…Moin, moin, moin,…) Beide singen
     
hf {short description of image}   Heil sei dem Tag an welchem Du bei uns erschi - ie - nen
Birgit Sara   Dideldum, dideldum, dideldum.
hf   Danke für das Zwischenspiel!
hf {short description of image}   Es ist schon lange her, es ist schon lange her.
  Wir alle können uns nicht mehr daran eri-i-nnern
hf Halt mal -Du vielleicht nicht; ich schon! Ich kann mich noch genau daran erinnern. Es war am 1.April 1993, dass der Peter Seegebrecht das Team der TF verstärkt hat. Nur haben wir damals nicht rumgeblödelt und gesungen, sondern hart gearbeitet.
{short description of image} Unser Lobgesang stammt übrigens aus "Zar und Zimmermann". Warum eigentlich?
hf Nun - der Zar hieß Peter - wie im wirklichen Leben - und hat einiges mit einem Zimmermann veranstaltet- wie im wirklichen Leben. Der Zimmermann hatte es dabei nicht immer leicht mit dem Zaren, aber es gab dann doch ein sehr schönes Happy End - wie im wirklichen Leben.
{short description of image} Sag' mal, warum hat der Peter eigentlich den Lehrstuhl für die Halbleitertechnik gekriegt und nicht die Halbleitertechnologie? Ich hab noch nie kapiert, was da eigentlich der Unterschied ist
hf Also das ist einfach zu erklären. Die Endung -ik passt einfach viel besser zu unserem Seegebrecht. Ik - das ist geradlinik, kantik, direkt und ehrlik, irgendwie norddeutsch;
- ologie ist hintenrum, barock, süddeutsch. Ich mach das mal an einem Bei-spiel klar: Nimm "Ur-ig". Das ist kurz, beschreibt präzise, kommt zur Sache, weckt positive Assoziationen, passt zum Peter. Dagegen Urologie oder ur-ologe. Unfreundlich, furchterregend, irgendwie bayrisch. Paßt nicht zum Peter.
Nimm prächt-ik, oder gleich seegebrechtik, das trifft's doch- wie unschön wäre seegebrechtologisch. Wo man hinschaut - Karibik, Gin-Tonic, Eisbein in Aspik mit Meerrettik, man hört Musik - genau: Mus-ik! Auf der anderen Seite, haben wir Theologie, Psychologie, Ontologie, Gynäkologie, Proctologie - dem Peter graust's, man kann's verstehen….
{short description of image} Und mit Cholerologie hätte er auch nichts am Hut, was man von der Cholerik so nicht sagen kann. Aber die Halbleitertechnologie haben wir doch auch - wo muss man die denn dann verorten?
hf hinter der Halbleitertechnologie versteckt sich ja das ISIT, und aus der Ik -Sicht - nimm zum Beispiel die Hardcore-Elektrotechnik - macht das ISIT einfache keine richtigen ik-Sachen. Sie tun zwar so, als ob sie Elektrotechnik wären, aber hinter den Kulissen machen sie Materials Science …
{short description of image} Also jetzt mal langsam! Ist das wieder mal so ein hinterfotziger um nicht zu sagen hinterfotzologischer Versuch, alles gute und Ickige zur Materialwissenschaft zu erklären? Das klingt mir ziemlich nach Materials Scientologie!
hf Nun ja - ich hab' schon mal aus einem Elektrotechniker einen Schwaben gemacht, man wird sehen, was aus dem Peter Seegebrecht noch wird.
{short description of image} Elektrotechnik ist zwar eine Technik von Schwaben für Schwaben; aber wir haben nichts gegen Ausländer - nicht jeder E-Techniker ist ein verkappter Schwabe, und der Peter ist sowieso nichts Verkapptes: der ist einfach der SEEGE, und damit Elektroniker! Aber in was für einer Rolle kam er eigentlich seinerzeit ins Team?
hf Eigentlich wollten wir ihn zusammen mit dem Heuberger als Doppelspitze. Das hat dann aber nicht so gut geklappt. Erst war nur der eine vorn, dann der andere nicht hinten, dann hat das ISIT plötzlich nicht mehr CMOS gespielt, sondern mal MEMs, mal PowerMos, und so weiter. Er hat dann seine Rolle im Mittelfeld gefunden, oft als eine Art Libero. Manchmal ist er ganz vorne mitgestürmt, zum Beispiel, wenn der Osten gegen den Westen gespielt hat. Er hat aber auch verteidigt, vor allem, wenn das Ministerium über den linken Flügel angriff. Oft war er Verbindungsmann, der die Bälle von der chaotisch-genial spielenden Materialwissenschaft zur mehr bodenständigen Elektrotechnik passierte und zurück
{short description of image} Das passt zu ihm! Er meint schon immer: "Alles muss man selber machen!" Wenn's geht, macht er's dann am liebsten theoretisch, per Nachdenken - mit dem Handwerk hat er's, glaube ich, nicht so sehr…
hf Meist denkt er über die ganz kleinen Dinge nach, die sich in Mikrochips verstecken, aber manchmal macht er's umgekehrt und kündigt an, dass er jetzt mal über die ganze Welt nachdenkt! Ich halte es allerdings für eine üble Nachrede, dass er damit nur sein kleines Mittagsschläfchen ankündigt...
{short description of image} Zurück zum Historischen: Als der Peter zum TF Kiel kam - wie viel Ablöse habt ihr denn bezahlen müssen? Und hat's sich gelohnt?
hf Definitiv! Er war zwar nicht ganz billig, aber er hatte so schöne Vorstellungen über ein, ich zitiere: "modernes zukunftsorientiertes Technologielabor mit starker materialwissenschaftlicher Komponente" - Ätsch.
Das hat mich natürlich positiv beeindruckt und wir haben ihm das auch zugesagt. Und wir Materialwissenschaftler halten unsere Zusagen! Das sieht man gerade heut mit Heute, wo ich lobsinge, nur weil's ein Elektrotechniker ins Programm geschrieben hat.
Da wir aber in Schleswig-Holstein sind und nicht in Schwaben, hat's mit dem modernen zukunftsorientierten Technologielabor mit starker materialwissenschaftlicher Komponente etwas länger gedauert, aber, und ich sage das mit Stolz, das "Kieler Nanolabor" wird gerade gebaut; die Baustelle kann gleich hier um die Ecke besichtigt werden. Aber gleich nachdem der Peter kam, wurde halt das Geld knapp, wie im wirklichen Leben.
{short description of image} Man kann doch gute Leute auch mit Nicht-Finanziellem locken, den so ge-nannten pomms frits, sorry, ich meine fringe benefits! Ich dachte immer, solche Incentives hättest Du damals auch schon immer eingesetzt - z.B.: Büro in der Nähe eines Bäckers, bei dem es lecker Teilchen und Magnum-Eis gibt.
hf Na ja - ich habe ihm ja die Rolle des TF-Damenbeauftragten angeboten, die er ja mit großem Erfolg, wie man hört, schon mal in Aachen wahrgenommen hat. Er wollte aber nicht - es gab damals in der Fakultät wohl einfach zu wenig Damen im beauftragtenkompatiblen Alter, die sich gerne mit Küsschen begrüßen ließen.
{short description of image} Verstehe. Was war eigentlich deine Rolle damals? Trainer? Kapitän? Schiedsrichter? - das war mir nie ganz klar.
hf Meistens Torwart, vor allem auch um Eigentore aus westlicher Richtung zu verhindern. Das hat aber nicht immer geklappt. Und beim Spiel gegen den Faculty Club, zum Beispiel, da hat dann unser Seege ein klassisches Eigentor geschossen.
{short description of image} …aber den Faculty Club liebt er inzwischen heiß und innig! Da kann er nämlich
a) in einen Garten gucken, ohne Unkraut zupfen zu müssen,
b) sehen (und sich aufregen!), wenn der Rainer Doose mal wieder zu viel ausholzt,
c) schauen, ob noch genug Futter für die Vögel im Winter im Häuschen ist, und
d) sofort die Sitzung verlassen, wenn der Kater hungrig vor dem Fenster steht; da kennt er seine Prioritäten - und keine Kollegen mehr!
hf Aber er war trotzdem einer unser verlässlichsten Spieler und hat uns tabellen- oder evaluationsmäßig gelegentlich fast im Alleingang weitergebracht oder zumindest vor dem Abstieg bewahrt. Auch intern konnte man sich blind auf ihn verlassen. Bei Haushaltsanmeldungen, zum Beispiel, weiß der Dekan, dass es unter den Kollegen halt wie im richtigern Leben immer solche und solche gibt - solche, denen man automatisch 30 % abstreichen kann, oder besser muss, weil sie es schon eingeplant haben, und solchen denen man unbesehen die Summe glauben kann. Wie immer, gibt es mehr solche als solche. Wie oft hat man den Dekan doch stoss-seufzen hören: "Oh wenn doch alle so wären wie ich .... sein sollte" - aber mit Seege hat sich das geändert, es hieß jetzt: "Oh wenn doch alle so wären wie er": ein bisschen pingelig, aber eben ehrlich!
Nachdem jede gute Tat aber früher oder später bestraft wird, hat sein regelgerechtes und immer äußerst faires Verhalten auf dem Feld dazu geführt, dass ihn seine eigen Mannschaft zur Strafe für zwei Jahre vom Platz stellte - er musste Dekan werden. Zwar hat er sich vorgenommen, trotzdem, sozusagen heimlich, noch in der Halbeitertechnik Weltliga weiterzuspielen, aber das hat dann doch nicht so ganz geklappt. Er wurde wie jeder Dekan mehr oder weniger heftig gefoult, auch vom eigenen Team, und von hinten.
Auch das steht ja auch schon im Zar und Zimmermann "Kein Zugpferd in der Tat hat's so schlimm wie ein Vorstand und Rat".
{short description of image} Er hat aber schon auch mal selbst getreten…
hf Uih - jetzt kommen die Elektrotechnologie Interna. Lass hören. Wen hat er denn getreten?
{short description of image} Hauptsächlich den Kopierer. Und einmal seine Aktentasche: Die musste büßen, dass er seine Brille zu Hause gelassen hatte, und bekam einen fürchterlichen Tritt; gut, dass sie sein Fluchen nicht verstehen konnte…
Na ja - aber von selbst holzen mag er eigentlich nicht, aber er konnte sich ganz gut wehren; allerdings hätte er im Gegensatz zu Zidane nach einem Kopfstoß dem Dingsbums damals eine Stunde später einen Blumenstrauß zur Entschuldigung gebracht, und nachgetragen hätte er sowieso keinem was.
Zurück zur Historie: Wo hat er eigentlich gelebt, bevor er zu uns kam? Ich meine mich zu erinnern, dass er irgendwas mit Wedeln zu tun hatte - We-deln? Wedeln? Ach ja, jetzt weiß ich: Wedel in Holstein! Könnte sein, dass er - von einem gewissen Quant-um abgesehen - der einzig echte Holsteiner unter den Ostufer-Prof's ist? Andererseits habe ich mal gehört, er stamme daher, wo seine frühere Sekretärin heißt…
hf Ha? Des verstaoht mal widder koi Sau…
{short description of image} Die Katrin meine ich - Brandenburg! Er stammt eigentlich aus Brandenburg… Danach kam dann aber Wedel - oder?
hf Nein, nein. Danach kam erst mal Heidelberg. Ist zwar grenzwertig, kann man aber noch als Schwaben gelten lassen.
{short description of image} Also jetzt langt's. Bloß weil er mal in Heidelberg ein Jahr in die Grundschule ging, machen wir noch lange keine Schwaben aus ihm. Immerhin war er in Wedel - und in Hamburg, jetzt weiß ich's wieder - so zwischen 1950 und 1967 hat er da die Schulbank und die Ingenieurschulbank gedrückt, bevor er dann nach Aachen ging, da bekam er dann beim Prof. Engl außer der theoretischen Elektrotechnik auch die Grundlagen des Zarentums vermittelt. Aber später soll er dann irgendwo im Süden gelebt haben?
hf Also ich weiß ja nicht, ob man das Leben nennen konnte. Er vegetierte so dahin, in einer großen lauten stinkigen, nach Mönchen benannten Stadt mit einem Fraunhofer Institut und einem Hofbräuhaus, wo alles überteuert ist und die Leute eine merkwürdige Sprache sprechen. Es ist total flach dort, wenn man von ein paar Uferböschungen absieht. Kein Vergleich z.B. zu Mönkeberg, wenn wir schon mal bei Mönchen sind. Es gibt kein Meer, keine Schiffe, keine Fische, auch die Ureinwohner wurden fast komplett ausgerottet. Also mit Raisdorf und später Klausdorf hat er sich doch sehr verbessert!
{short description of image} Na, zumindest hat er sich die Vorliebe für Weißwurst, Leberkäs' und Obatz-ten erhalten. Woher das Nudel-Faible kommt, weiß ich allerdings nicht.
hf Ha, ich sag's doch: Mir henn'en mol kurz rei'g'lasse - er hat auch mal in Schwaben leben dürfen, sowas prägt!
{short description of image} Sag' mal, wenn ihr ihn eigentlich so gut gestellt habt, warum fährt er dann seit grauer Vorzeit immer noch den gleichen weißen BMW?
hf Das kann ich Dir genau sagen. Das liegt daran, dass dieses Auto noch nie über eine unserer Schwellen, die Paul-Hubbel, hier im Innenraum gefahren wurde, sondern gleich am Eingang geparkt wurde.
Apropos Schwellen - weißt Du eigentlich, was der Peter und das Objekt seiner Forschung, die Gateoxide in MOS Transistoren, gemeinsam haben?
{short description of image} Ich habe keine Ahnung. Was ist ein Gateoxide? Hört sich analog an, oder schlimmer, materialwissenschaftlich.
hf Helmut Also ich erklär's Dir mal. In so einer integrierten Schaltung ist ein Dingens, ein Gateoxid, das macht folgendes wenn man daran Spannung anlegt:
Bis die Spannung einen kritischen Wert, sozusagen eine Reizschwelle, erreicht, macht's gar nichts. Wenn man die Reizschwelle überschreitet, fließt aber schlagartig ein großer Strom, die Elektronen flitzen wie verrückt durch die Gegend, und allerhand geht kaputt.
Beim Seege ist es ähnlich. Wenn man beim ihm eine Reizschwelle überschreitet, passiert auch schlagartig allerhand. Große Energien, vor allem im akustischen Bereich, werden freigesetzt, die Mitarbeiter flitzen wie verrückt durch die Gegend, und manchmal geht der Kopierer kaputt.
Der Seege hat aber eine Eigenschaft, die Gateoxide nicht haben: Wiederholt man den Versuch, ist jetzt alles wieder in Ordnung, und die Reizschwelle ist viel höher. Er ist sozusagen selbstheilend, wie ein guter alter Bosch-Elektrolyt- Kondensator - Übrigens ein Spitzenprodukt der Materialwissenschaft.
Man sollte also immer die Nr. 2 sein, die ihm zum Beispiel sagt, dass er mal 500 Euro für den Faculty Club 'rüberreichen soll.
Reizschwelle Seegebrecht
{short description of image} Ah ja. Ich glaube ich kann mir jetzt gut vorstellen, wie die Schwellen im Hof die Seege-Reizschwelle sehr deutlich überschritten haben, und dass das akustische Folgen im Dekanat nach sich zog; hoffentlich stand eine Aktentasche bereit, damit's niemand sonst getroffen hat...
hf Ja. Künstliche Hindernisse beim Autofahren liebt er definitiv nicht. Was liebt er eigentlich - außer seine Frau und seinem vor dem Faculty Club streunenden Kater - hoffentlich in dieser Reihenfolge?
{short description of image} Er liebt:
die Toscana und das Fahrrad fahren,
das Wandern in den Bergen, wobei er aber nicht so sonderlich viel Lust hat, jeden Abend mit den Mitwanderern Skat zu spielen,
das Skifahren, nach dem Motto "Treibe Sport oder bleibe gesund"
und seine Fakultätstiere und seine Teddies, die er mit auf Resien nimmt.
Nicht zu vergessen den Karneval - ätsch, damit ist es endgültig aus mit dem Schwabenmachen ! - wobei das irgendwie mit einer Uschi zusammenhängt. Vielleicht sogar mit der Uschi, der Uschi Obermeier - vom Alter her könnte es hinkommen ?
Aber es war doch wohl eher ein kußfreudiges Tanz-mariechen in Aachen.
Er trinkt gern Edelstoff...
Merkst Du was? Er ist ganz einfach lernfähig. Das Fahrradfahren aus dem flachen Wedel, die Nudel oder Spätzleaffinität aus Schwaben, das Bier aus München, die Frau aus Aachen...
hf … und der Höhepunkt, die Posaunerei in Kiel - hoch lebe die Big Band der CAU! Wie jeder weiß, ist der Seege dem Jazz zugetan und zwar in seiner di-gitalen Form, dem Be Bop. Er singt also nicht singt:
Preisend mit viel schönen Reden, sondern
be be bop bop be bop be be bop.
Ist das eigentlich ASCII code?
{short description of image} Nein, das ist viel trickreicher verschlüsselt, zum Entschlüsseln braucht man Alkohol.
Wollen wir zum Schluss noch mal singen? Aber vorher: haben wir noch was vergessen? So wie er die Flasche Sekt, die noch von seiner Antrittsvorlesung her im Kühlschrank stehen soll? Oder etwas Ernsthafteres?
hf Wir sollten ihm vielleicht noch was wünschen - z. B. dass er jetzt die Zeit findet für all' die schönen Sachen, die wir eben aufgelistet haben..
{short description of image} ...und dass der Dekan seinem Nachfolger als Einstellungsvoraussetzung 'rein schreibt: "Kater füttern!"
hf {short description of image}   Schade um den Tag, an dem Du uns verla-hassen
Birgit Sara   Dideldum, dideldum, dideldum.
hf {short description of image}   wir hab'n Dich jetzt nicht mehr - und trauern alle sehr!
  Dideldum
  Dideldum
      Dideldum

© H. Föll