 | Schauen wir uns schnell die im vorhergehenden Modul aufgeworfenen Fragen an: |
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1. Was für eine optimale Hysteresekurve brauche ich überhaupt für die
geplante Anwendung? |
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Wir nehmen mal die zwei Hauptanwendungsbereiche: Transformatorkern
und magnetischer Speicher. |
|  | Der
Transformatorkern muss ferromagnetisch sein, um einen möglichst großen magnetischen
Fluss B von der Primärspule zur Sekundärspule transportieren zu können.
Was man möchte ist, dass der induzierte Fluss B dem Primärfeld H
so perfekt wie möglich folgt. |
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In anderen Worten: Wir brauchen ein Material mit
möglichst gar keiner Hysterese – B(H) sollte eine möglichst
gerade Linie sein, wie unten gezeigt. |
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Eine ideale, hysteresefreie Magnetisierungskurve
gibt es in technisch relevanten Matierialien jedoch nicht. Was wir haben sind allenfalls Weichmagnete mit sehr schlanker Hysterese und damit kleinen
Werten für Koerzitivkraft und
Remanenz |
 | Hystereseverluste sind jetzt
klein, aber nicht ganz vermeidbar. |
 | Die
Energieerzeugungsindustrie wäre glücklich, wenn die vorhandenen (Fe-basierten)
Materialien noch 1 % oder 2 % "weicher" gemacht werden könnten.
1 % weniger Verluste bei 100 MW ist auch schon was. |
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Neben Hystereseverluste hat man noch ein zweites Problem: Jede
Abweichung der Magnetisierungskurve von einer perfekten Geraden bedeutet, dass das Ausgangssignal
gegenüber dem Eingangssignal etwas verzerrt ist. Gibt man einen sin(wt)
rein, kommen auch höhere Harmonische - sin(nwt)
mit entsprechend kleiner Amplitude mit raus. |
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Ein weichmagnetisches Material wird für einen
Permanentmagnet ungeeignet sein, weil seine bleibende
Magnetisierung – die Remanenz – klein ist. |
|  | Für
magnetische Speicherung von Bits brauchen wir aber einen
Permanentmagneten. Denn wir speichern Daten, indem wir mit einem "Schreibkopf"
in einem magnetischen Material auf Band oder Scheibe eine permante Magnetisierung bei einer
bestimmten Koordinate einprägen. Diese Magnetisierung sollte für viele Jahre unverändert
bleiben. |
|  | Das magnetische Bit muss also stark genug sein – auch wenn es nur eine winzige
Fläche in Anspruch nimmt – um nicht bei kleinsten Störungen zufällig
gelöscht zu werden, und um im "Lesekopf" ein
kräftiges Signal zu erzeugen. Es soll aber auch nicht zu stark sein, denn das macht das
Löschen und Schreiben zu aufwendig. Das Material sollte damit die folgende Hysteresekurve
haben: |
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| | |  | Die
Hysteresekurve sollte so rechteckig als möglich sein, Koerzitivkraft und Remanenz haben
genau definierte Werte. Wir brauchen einen Hartmagneten. |
 | Die Magetisierung ändert
sich oberhalb eines bestimmten Feldes kaum mehr. |
 | Wir die Feldrichtung umgedreht, ändert sich erst kaum was,
dann klappt die Magnetisierung ziemlich plötzlich um. |
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Hystereseverluste sind unvermeidlich. Es steckt sogar ein viel
tieferes Prinzip in dieser Bemerkung: Information unterliegt der Thermodynamik, es gibt sie
energetisch (und entropisch) nie "umsonst". Schreiben und Lesen "kostet"
Energie. |
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 | So gut wie alle Anwendungen magnetischer Materialien brauchen entweder Hart- oder
Weichmagnete. Damit werden Antworten auf die 2. und 3. Frage
des vorherigen Moduls jetzt relevant |
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| Hysteresekurven manipulieren |
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 | Zunächst müssen wir ein Grundmaterial selektieren. Dafür haben
wir reiche Auswahl: |
|  | Wir können zwischen den drei ferromagnetischen
Elementen Fe, Ni, Co wählen oder anfangen, diese Metalle zu legieren. |
|  | Dann können wir Verbindungen mit fast-magnetishen Elementen wie Cr,
Mn, oder O machen, um schließlich bei "Exoten" zu landen. Der
Link zeigt was im Umfeld von Permanentmagneten
so läuft. |
 | Dazu
machen wir noch schnell eine kleine Aufgabe: |
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Das Feld ist zu groß und zu komplex um hier
noch tiefer einsteigen zu können. Schauen wir deshalb noch schnell auf die Frage: Kann
ich bei gegebenem Material die Hystereskurve anpassen? |
|  | Die Antwort
ist:ja. Immer in Grenzen, natürlich. |
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Warum und wie? Nun, Hysteresekurven beschreiben
immer auch wie leicht oder schwer es ist, Domänenwände zu verschieben. Da Domänenwände
an Defekten gepinnt werden können, ist das eine Funktion der internen Defektstruktur
– und die kann ich ändern. |
 | Schauen wir uns einfach ein paar Beispiel an:. |
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| | |  | Zwischen "ausgeheiltem" Eisen, d. h. Eisen
mit wenigen Versetzungen und großen Körnern, und stark verformten Eisen mit kleinen
Körnern und hohen Versetzungsdichten, besteht bezüglich der Hysteresekurven ein
großer Unterschied. |
 | Offenbar ist die Bewegung der Domänenwände im stark verformten Eisen
sehr viel schwieriger, wie das auch zu erwarten war. |
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Das wird in allen anderen Materialien ähnlich sein müssen.
Statt zu verformen können wir auch atomare Fehlstellen ("Dreck") einbringen,
kleine Ausscheidungen machen, .... Allerdings machen wir damit das Material immer nur "härter". |
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 | Wir können das Material auch nur mal unter mechanische Spannung setzen, d.h.
die Atomabstände durch Ziehen oder Drücken in einer Richtung etwas ändern.
Da die Wechselwirkung zwischen den magnetischen Momente der Atome, die die Ausrichtung erzwingt,
sehr stark vom Abstand abhängt, sollte etwas passieren: |
|  | Die Effekte
sind in der Tat bemerkenswert, besonders im Nickel: |
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|  | In
diesem Fall ist die Dehnung parallel zum externen Feld
H |  | In diesem Fall
ist die Dehnung im rechten Winkel zum externen Feld H
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 | Wir finden eine große Absenkung der Remanenz,
aber keine großen Unterschiede bei der Koerzitivfeldstärke
. |  | Wiederum keine großen
Unterschiede bei der Koerzitivfeldstärke, aber eine
große Anhebung der Remanenz. Wir haben ideales hartmagnetisches
Verhalten. |
 | Das
letzte Wort zum Thema: |
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Die Zukunft des "Magnetismus" sieht gut
aus. Mit zunehmendem Verständnis für die Grundlagen, gekoppelt mit Mikro- und Nanotechniken,
werden viele neuartige Produkte möglich werden. |
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© H. Föll (MaWi für ET&IT
- Script)