Update für die Technische Fakultät

Baubeginn des ZEVS und des Hörsaalgebäudes markieren Start für die Umgestaltung des Campus Gaarden

Mit dem Abriss eines Gebäudeteils hat das erste große Bauvorhaben an der Technischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) begonnen. Das Innovationszentrum für Forschung und Technologietransfer soll nach Fertigstellung im Jahr 2023 das interdisziplinäre Zentrum für vernetzte Sensorsysteme (ZEVS) beherbergen. Vorhandene Expertisen in der Sensorik werden an einem Ort zusammengeführt und medizinische, maritime sowie energietechnische Anwendungen möglich gemacht. Etwa ein halbes Jahr nach Baubeginn startet die Errichtung des neuen Hörsaalgebäudes an der Ecke Elisabethstraße / Norddeutsche Straße, das neben Hörsälen und Seminarräumen auch eine Fachbibliothek und ein Café enthalten wird. Es bildet den neuen Eingang zum Campus Gaarden und ist ein wichtiger Baustein zur Vernetzung der Fakultät mit dem Stadtteil und soll ebenfalls 2023 bezugsfertig sein. Danach erfolgt die Ausgestaltung eines neuen Campusplatzes und der Wegeleitung auf dem Gelände der Technischen Fakultät.

Das Innovationszentrum ZEVS wird mit rund 18,3 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), vier Millionen Euro aus Landesmitteln und rund 14,3 Millionen Euro aus dem „Infrastrukturmodernisierungsprogramm für unser Land Schleswig-Holstein“ (IMPULS) durch das Gebäudemanagement Schleswig-Holstein (GMSH) errichtet. Insgesamt liegt eine Finanzierungszusage in Höhe von 36,6 Millionen Euro vor, darin enthalten sind auch geschätzte Baukosten von 9,1 Millionen Euro für das neue Hörsaalgebäude. Die Bauvorhaben sind der Startschuss für die Erneuerung des akut sanierungsbedürftigen Technologiecampus der CAU als Teil eines städtebaulichen Rahmenplans. Unterstützt wird das Vorhaben durch das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Technologie und Tourismus und das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft.

Das Ziel ist es, die Infrastruktur am Campus Gaarden international konkurrenzfähig weiterzuentwickeln und den Campus zum Stadtteil Gaarden räumlich zu öffnen. Denn die Studierendenzahlen steigen, ebenso wie die Anzahl drittmittelfinanzierter Forschungsprojekte. „Wir wollen den Campus langfristig fit machen für die exzellente Forschung, Lehre und den Transfer, der hier geleistet wird!“, sagt Professor Eckhard Quandt, Vizepräsident für Forschung, Transfer, wissenschaftliche Infrastruktur und Digitalisierung an der Kieler Universität. Professor Lorenz Kienle, Dekan der Technischen Fakultät, ergänzt: „Das Zentrum soll ein Knotenpunkt für den regen Austausch innerhalb aller Forschungs-, Entwicklungs- und Industrieprojekte im Bereich der vernetzten Sensorsysteme in Schleswig-Holstein werden.“

Auch Wissenschaftsministerin Karin Prien sieht die Neugestaltung als wichtiges Signal für den Standort: „Exzellente Forschung und Lehre benötigt moderne und flexible räumliche Rahmenbedingungen. Wir freuen uns daher sehr, mit dem Baubeginn für das EFRE-finanzierte Forschungsgebäude den ersten Meilenstein für die zukunftsorientierte Neugestaltung des Ostufer-Campus der CAU als Land realisieren zu können.“ Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer betont die städtebauliche Bedeutung des Projektes: „Die Campus-Öffnung zum Stadtteil hin ist ein wichtiger Schritt und unterstützt die Landeshauptstadt Kiel in ihren Anstrengungen, Gaarden-Ost weiter zu entwickeln. Unser städtisches Entwicklungskonzept ‚Gaarden hoch 10‘ sieht daher auch Maßnahmen im Umfeld der Technischen Fakultät vor, beispielsweise den fahrradgerechten Ausbau der benachbarten Straßen.“

Vernetzte Forschung

Ab 2023 findet im Innovationszentrum sowohl Grundlagenforschung als auch anwendungsorientierte Forschung und Technologietransfer statt. „Das Zentrum soll ein Knotenpunkt für den regen Austausch innerhalb aller Forschungs-, Entwicklungs- und Industrieprojekte im Bereich der vernetzten Sensorsysteme in Schleswig-Holstein werden. Der regionalen Industrie sollen neueste Forschungserkenntnisse sowie optimal ausgebildete Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden. Weiterhin sollen neue Ausgründungen durch eine umfassende Laborinfrastruktur sowie den engen Erfahrungsaustausch unterstützt werden, so dass auch innovative technologische Ausgründungen gute Erfolgschancen erhalten.“, erklärt Professorin Martina Gerken, die den Antrag um die EFRE-Mittel maßgeblich vorangebracht hat. Im ZEVS sollen die an der CAU vorhandenen international herausragenden Forschungstätigkeiten im Bereich der Sensorsystemtechnik (Sensoren mit Messprinzipien basierend auf der Mikro- und Nanotechnologie), Sensorinformationstechnik (Kommunikationskanäle und Datenverarbeitungsstrategien) und Sensorsystemmodellierung (Schaffung einer gemeinsamen Modellierungsplattform für Sensorsysteme) gebündelt werden.

Der Bau des ZEVS bedeutet auch eine nachhaltige Stärkung des CAU-Forschungsschwerpunktes KiNSIS (Kiel, Nano Surface and Interface Science). In Zukunft sollen hier unter anderem hochempfindliche medizinische Sensoren für den kürzlich verlängerten Sonderforschungsbereich (SFB) 1261 „Biomagnetische Sensorik“ und vernetzte Systeme für den im Januar startenden SFB 1461 „Neuroelektronik: Biologisch inspirierte Informationsverarbeitung“ entwickelt werden.

Anwendungsorientierte Forschung ist in den Teilbereichen Medizin und Lebenswissenschaften, maritime Technik und Energienetze und Umweltsensorik geplant: Vernetzte Sensorsysteme zur Erfassung biomedizinischer Daten befassen sich mit der optimalen Signalextraktion und bieten neue Möglichkeiten, z.B. in den Bereichen Neurologie, Biosensorik, Ambient Assisted Living. In der Meerestechnik besteht ebenfalls großer Bedarf, Sensordaten zu erfassen, zu übertragen und riesige Datenmengen auszuwerten. Vernetzte Sensorsysteme für maritime Anwendungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Eine Vielzahl von regenerativen Energiequellen führt zu schwankendem Energieangebot. Die so erzeugten Angebotsspitzen verursachen Problemen in Leitungen und Bauelementen. Vernetzte Sensorsysteme für dynamische Regelung sind deshalb notwendig bei der Integration von thermischen, mechanischen, elektrischen Sensoren und für die Kommunikation von Daten. Beteiligt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Elektrotechnik und Informationstechnik, Materialwissenschaft, Informatik, Medizin und Biologie.

Es werden rund 25 Arbeitsgruppen, davon fünf Nachwuchsgruppen bzw. Ausgründungen an der Zentrumsprogrammatik mitarbeiten, insgesamt gibt es im neuen ZEVS 146 Arbeitsplätze. „Wir schaffen hier ein lang ersehntes und lang erdachtes Innovationszentrum, in dem auch Unternehmen neue Techniken erproben können. Dazu soll wie beim Kieler Nanolabor auch, die Anmietung von Laborzeiten möglich sein. Die hochwertige Infrastruktur wird dabei gemeinsam genutzt und besonders effizient eingesetzt“, ergänzt Gerken. Darunter ist beispielsweise eine maritime Messstrecke der Arbeitsgruppe von Professor Gerhard Schmidt Teil des neuen Gebäudes sein. Sie erstreckt sich über zwei Geschosse und umfasst ein Wasserbecken mit einem Volumen von 125 Kubikmetern. Schmidt: „Hier können Unterwasser-Kommunikationsmessungen und SONAR-Tests stattfinden oder Hydrophone und Unterwassersensoren vermessen werden.“ Außerdem wird die Multifunktionshalle im Erdgeschoss mit einer Krananlage – einer sogenannten Laufkatze – ausgestattet und erhält eine Galerie für die Unterstützung von Versuchsinstallationen. Montagearbeiten von Versuchsbooten und sonstigen Forschungsobjekten können dort ebenfalls durchgeführt werden.

Multifunktion bietet maximale Flexibilität

Das neue Hörsaalgebäude wird zwei Hörsäle mit steigendem Gestühl enthalten, dazu studentische Arbeitsplätze und zwei Gruppenarbeitsräume. Insgesamt umfasst die Lehrfläche 526 Quadratmeter. Ergänzt wird das Angebot durch eine 230 Quadratmeter große Fachbibliothek und eine 131 Quadratmeter große Caféteria mit großer Außenterrasse. Die Foyerflächen sollen auch für kleinere Veranstaltungen zur Verfügung stehen. „Für uns stellt dieses Gebäude eine Aufwertung der Studien- und Lehrbedingungen dar, denn bislang gibt es an der Technischen Fakultät keinen zentralen Hörsaalbereich. Dass die Aufenthaltsqualität mitgedacht worden ist, freut uns sehr“, sagt Professor Lorenz Kienle.

Das ZEVS wird eine Nutzungsfläche von rund 3.600 Quadratmetern haben und 16 Meter hoch sein. Der kompakte, multifunktionale Baukörper mit transparenten Erdgeschosszonen wird gemäß der umliegenden Bebauung mit Backstein verkleidet. Auf seinen vier Geschossen sind Labore, Büros und eine Handbibliothek vorgesehen.

Voraussichtlich 2023 wird die GMSH die Bauarbeiten für das ZEVS und das neue Hörsaalgebäude auf dem Campus Gaarden abschließen. Frank Eisoldt, Geschäftsführer der GMSH betont: „Mit dem Beginn der Baumaßnahmen fällt der Startschuss für einen attraktiven und zukunftsgerichteten Campus, der städtebauliche und ökologische Qualität zusammenbringt. Die Entscheidung des Landes, den bestehenden Campus baulich umfassend zu sanieren, ist gleichzeitig ein wichtiges Signal für die Stadtentwicklung in der Landeshauptstadt.“ Nach der Fertigstellung ist eine Zertifizierung mit BNB Silber angestrebt. Dafür müssen unter anderem Kriterien wie die ökologische, ökonomische und soziostrukturelle und funktionale Qualität des Gebäudes beachtet werden. So sind beispielsweise Photovoltaikanlagen auf den Dächern beider Gebäude geplant, die Räume werden barrierefrei erreichbar sein. Den Höhenunterschied von sieben Metern zwischen dem Campusplatz und dem neuen Hörsaalgebäude soll ein Außenaufzug überwinden. Ein taktiles Leitsystem erleichtert die Orientierung für Sehgeschädigte.

Rahmenplan der Technischen Fakultät mit Highlight auf ZEVS und Hörsaalneubau
© Victoria von Gaudecker Architektur & BL9 Landschaftsarchitekten, bearb. CAU

Das Zentrum für Vernetzte Sensorsysteme (ZEVS) und das neue Hörsaalgebäudes sind die ersten Bauvorhaben zur Umsetzung des Rahmenplans für den Campus Gaarden.

Bagger steht vor einem kaputten Gebäude.
© Dr. Frank Paul, Uni Kiel

Mit dem Abriss eines Zwischentraktes wurde das Baufeld für das ZEVS freigemacht.

Luftbild vom Campus der Technischen Fakultät
© Matthias Burmeister, Uni Kiel

Luftaufnahme: Gebäudetrakt vor dem Abriss.

Logo EU.SH. Landesprogramm Wirtschaft
Schriftzug: Schleswig-Holstein. Der echte Norden

Angaben zu den Baumaßnahmen:

Forschungsneubau für das Zentrum für vernetzte Sensorsysteme (ZevS)
Finanzierungszusage: 27,5 Millionen Euro
Bauzeit: 2021 bis 2023
Nutzfläche: 3.600 Quadratmeter

Hörsaalgebäude
Geschätzte Baukosten: 9,1 Millionen Euro
Bauzeit: 2021 bis 2023
Lehrfläche: 526 Quadratmeter
Fachbibliothek: 230 Quadratmeter
Caféteria: 131 Quadratmeter

Wissenschaftlicher Kontakt:

Prof. Dr. Martina Gerken
Integrierte Systeme und Photonik
0431/880-6250
mge@tf.uni-kiel.de

Dr. Frank Paul
Fakultätsgeschäftsführer
Technische Fakultät
0431 / 880 - 6002
fp@tf.uni-kiel.de

Pressekontakt:

Christin Beeck
Presse, Digitale und Wissenschaftskommunikation