Willkommen auf der alten Straße

Reisen heißt, neue Orte sehen, heißt, einen Fotoapparat auf scheel blickende Leute richten oder auf Dinge, die, wie sich später herausstellt, doch zu weit entfernt waren.

Reisen heißt, Geld ausgeben für Dinge, die man im Traum nicht kaufen würde, wäre man zu Hause, heißt, fremdartiges und manchmal Bizarres entdecken und Abenteuer, Mut und sogar Romantik in sich selbst finden.

Reisen heißt, die Wahrnehmung erweitern – mit jedem neuen Ausblick hinter der Windschutzscheibe.

Reisen ist, wie so vieles im Leben, eigentlich nicht wirklich notwendig. Aber solche Dinge machen das Leben interessanter und ein wenig pikanter, als es sonst wäre.

Mit der alten Route 66 ist es genauso.

Für den effizienten Überland – Reiseverkehr wird sie nicht mehr gebraucht, neun nahtlose Interstate – Autobahnen ohne Ampel, ohne besondere Sehenswürdigkeiten, ohne hübsche Monströsitäten haben sie ersetzt. Meile für Meile, in die einen oder andere Richtung, so öde wie das Testbild im Fernsehen.

Route 66 hingegen – Route 66 war nie gewöhnlich.

Von ihrer Geburt an im Jahre 1926 war sie der erste Highway, der Chicago mit Los Angeles verband, für die Menschen, die dort lebten, genauso wie für die Reisenden etwas ganz Besonderes. Und bald hatte die Route 66 sogar den Namen " die magischste Straße der Welt". Welches Maß man auch immer anlegen will, genau das ist aus ihr geworden. Südwestlich zunächst und dann Richtung Westen führte die US 66 vom Michigan-See durch Hochebenen, Berge, Wüsten, Flüsse und Canons von acht Bundesstaaten und durch Territorien verschiedener indianischer Volksgruppen, bevor sie 2448 Meilen später an einer Ecke in der Nähe des Pazifiks endete.

Mitte der 30er Jahre begann der Higway, einen eigenen Mytos zu bilden, er wuchs über die Realität hinaus. Route 66 wurde zum Weg in den Westen. Als erster entdeckte John Steinbeck eine weibliche, nährende Qualität in der Route 66, nannte sie die "mother road" (Mutterstraße) und hämmerte sie zusammen mit der Joad-Familie für immer ins Bewustsein der ganzen Nation.

Nach dem Zweiten Weltkrig war Bobby Troup am Zug. Seine musikalische Landkarte über die Kicks auf der Route 66 wurde seither von unzähligen Musikern aufgenommen.

Es war jedoch die erste große Aufnahme von Nat King Cole, die die Aussprache des Namens der Straße grundlegend ändern sollte (das Wort Route wurde zunächst "raut" ausgesprochen, Nat King Cole führte die Aussprache "rut" ein.)

Doch die Zeit hat vieles geändert – für die alte Route 66 und für alle, die auf ihr reisten.

In vielen Teilen wurde sie aufgegeben, in anderen Teilen wurde aus ihr eine "Frontage Road" (eine Zubringer- und Servicestraße, die parallel zur Interstate verläuft).

Wenn sie den Staßenkarten folgen, dann wird Ihnen die dünne gewellte Linie, die einmal die Route 66 war, zerbrechlich erscheinen – oft völlig zerschnitten von der doppelspurigen Interstate. Aber es ist immer noch eine ganze Menge Feuer und Wärme in der alten Dame. Also, saugen Sie alles in sich auf, erkunden Sie die Straße und nehmen Sie Anteil an dem, was Sie sehen. Genießen Sie jede Kurve, jede lange, in die Landschaft gestanzte Gerade, jeden Stop am Wegesrand. Lassen Sie für sich diese wunderbare, vergangene Zeit auferstehen. Eine Zeit, die Sie auf der Hautstaße von Amerika wiederentdecken können.

Willkommen auf der alten Straße –

Willkommen auf der Route 66.
 
 

Illinois

Chicago die Windy City

Die Stadt am Lake Michigan. Früher für seine Schlachthöfe bekannt und die Gangsterkriege der Zwanziger. Heute eher für seine Musik (Blues und Symphony Orchestra ), seine Museen und Hochhäuser (John Hancock Center 100 Stockwerke, Sears Tower, 110 Stockwerke und 443 Höhenmeter.

Aller Anfang ist schwer, auch an der "Route 66". Zwar beginnt sie an der Ecke Jackson und Michigan, und die beiden prächtigen Löwen am Eingang des Chicago Art Institut scheinen das auch zu bezeugen. Aber die Zeiten ändern sich. Jackson Boulevard ist heute Einbahnstraße. Deshalb startet die lange Reise zum Pazifik an der Adams Street.

Nach Südwesten also:

Durch Cicero dem Stadtteil in dem Al Capone gewohnt und gelebt hat. Cicero war früher von einem dichten Tunnelnetz durchzogen, durch das Gangster und Schwarzbrenner unerkannt entwischen konnten.

Mann fährt durch kleine Orte wie Joliet, Elwood, Bloomington, Shierly nach

Funk´s Grove.

Hier hat sich ein deutscher Einwanderer Isaac Funk und seine Familie eine kleine Fabrik für Ahornsirup aufgebaut und noch heute haben seine Nachkommen noch rund 3.000 Eimer in den Bäumen. Aber selbst das deckt die Nachfrage nicht; wer sich nichts hat reservieren lassen, geht leer aus:

SIRUP SOLD OUT steht meist auf dem Schild an der Straße.

Weiter geht es nach einem kurzen Stop

in Litchfield im "Ariston Cafe" ein altehrwürdiges Gebäude aus den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts.

Von hier bis weit hinter Springfield sind Sie in Lincolns Land. Und tatsächlich es gibt einige wunderbare Sehenswürdigkeiten zu Ehren des 16. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Leider wird einem des manchmal mit dem Kommerz-Hammer eingebleut. Sollten Sie also irgendeinen Ort finden, der nicht damit wirbt, daß Lincoln hier gearbeitet, gewohnt oder gestanden hat, dann sollten Sie die "Touristen-Polizei" anrufen und ihr einen anonymen Tip geben.

Wir kommen nach Springfield. Es ist die Hautstadt des Staates Illinois und vor allem eine große Gedenkstätte für Abraham Lincoln. In zahlreichen restaurierten Gebäuden der Stadt und in Museen wird an diesen großen amerikanischen Bürger erinnert.

Durch weiter kleine Orte erreichen wir nun

Saint Louis, Missouri

die Stadt am Mississippi ,"Big Muddy" wie er getreu seiner Kakaobraunen Farbe genannt wird.

Eine ruhige Fahrt auf einem Dampfschiff bei der man die Stadt, Skyline und vorallem die Anheuser-Busch Brauerei sehen kann.

Am imposantesten ist aber der Gateway Arch das "Tor zum Westen" mit seinen eindrucksvollen Maßen von 300 m Æ und 300 m Höhe.

Eine kleine Bahn bringt einen zum Scheitelpunkt von dem man einen großartigen Blick über die Stadt und tief ins Land hat.

Schon von weiten ist die Reklame auf Scheunendächern und billboards zu sehen – "Meramec Caverns" bei Stanton. Ein kleiner Abstecher lohnt sich, zumal die schattige Zufahrststraße malerisch am Meramec River vorbeistreift.

"Ich habe mehr Menschen unter die Erde gebracht – und lebendig wieder auftauchen lassen - als irgendwer sonst", brüstett sich Höhleneigner Lester B. Dill, der seine feuchten Kammern stets clever zu vermarkten wußte; so als Partykeller, Tanzsaal oder Bunker.

Viel Aufhebens wird um Jesse James gemacht, der sich mit seiner Bande und den Pferden in der Höhle versteckt haben soll; behauptet jedenfalls der Besitzer.

Genauso wie die anderen Höhlenbesitzer und das sind nicht gerade wenige, da es in der Umgebung über 5.000 unterirdische Gewölbe gibt.

Genutzt wurde die Höhle auch von Anhängern des Ku-Klux-Klan , die sich hier versammelten, genauso wie Pilzzüchter und Schnapsbrenner die sogenanten moonshiners.

Weiter geht’s durch kleine Nester und noch kleineren Flecken die zwar kaum noch bewohnt sind aber wunderschön gelegen, wie z.B. Devel´s Elbow.

Nächster Stop Carthage (KA-sitch). Schon von weiten kann man das Jasper County Courthouse sehen. Der Platz drumherum hat eine lückenlose guterhaltene Bausubstanz der Jahrhundertwende. Über die Leute aus Missouri wird gesagt sie hätten einen besonderen Humor, so hat man beim Anlegen der Gartenanlagen um das Courthouse (Justitzgebäude) in die Rasensaat auch gleich noch nützliche Rübensamen mit eingebracht.

Kansas

Mit einer eleganten olivgrünen Heuschrecke als Fahrgast auf der Windschutzscheibe geht es über den Rest der gerade mal 13,2 oder so Meilen, die der Route 66 in Kansas vergönnt sind. Entsprechend sorgfältig haben die Route 66 – Denkmalpfleger die Streckenführung gekennzeichnet und praktisch jeden Meter in touristisches Formalin gelegt. Besonders in Riverton. Wie mit dem Kartoffelstempel markiert, steht hier "66" auf der Straßendecke. Bei Riverton steht auch die letzte erhaltene Beton – Hägebrücke die offiziell "Brush Creek March Arch Bridge heißt aber von den Touristen nur Graffiti – Brücke genannt wird.

Oklahoma

Wenn man in Oklahome über Gesetzlose redet, dann ist es wichtig, zwischen normalen und gewählten Gesetzlosen zu unterscheiden. Der Bundesstaat hat von beidem mehr als genung.

Kurz nachdem die Staatsgrenze überschritten wurde, sind wir paar Meilen südlich zum Totem Pole Park des Volkskünstlers Ed Galloway gefahren. Während seines Rentnerlebens sammelte er Holz, vor allem Geigen, und stapelte sie in seinem Fidelhaus. Draußen auf der Wiese verarbeitete er alles, was er finden konnte, mit viel Beton und noch mehr Fantasie zu einem Denkmal für die Indianer.

Stroud das "Rock Cafe" war Jahrelang das "24 – Stunden – Cafe" ein Pflichtstopp in diesem Teil des Landes

Oklahoma City eine moderne Großstadt die alles andere als ländlich ist.

Hier ist Öl, noch über 2.000 Bohrstellen sind innerhalb der Stadtgrenzen tätig, ja, selbst auf dem Rasen des Kapitols wird gebohrt.

Ob es der Staatskasse nützt?

Eggs´n brain, Rinderhirn mit Ei, und

lamb fries, dünngeschnittene Rinderhoden im Schlafrock, sind eine Späzialität der Frühaufsteher im Land, die man mit dem ersten Hahnenschrei bekommt. Aus diesem Grunde sind wir auch immer etwas später aufgestanden.

Clinton 66 Museum?
 
 
 
 

Texas

Wenn man aus den hügeligen, bewaldeten Bergen Oklahomas kommt, dann öffnet sich die Panhandle (Pfannenstiel) von Texas wie eine immense natürliche Bühne. Binnen weniger Meilen wird das Land flacher, eckiger und ein wenig bedrohlich. Kein Ort, an dem man mit einem klapprigen alten LKW, der seinen Geist aufgibt, hängenbleiben will. Besonders dann nicht, wenn man eine Okie-Familie war, die um jeden Preis versuchte, Kalifornien zu erreichen. Ganz sicher keine liebliche Gegend. Aber eine Gegend, die in ihrer endlosen Ausdehnung so überwältigend ist wie die See. Dieses Land fordert einen auf, sich ihm zu öffnen, es ganz in sich aufzunehmen – oder so schnell wie möglich die Flucht in angenehmere Gefilde zu ergreifen.

Windig, trocken, grenzenlos – selbst für das "65–Meilen–pro–Stunde–Auge" scheinen die Entfernungen endlos.

McLean hat noch eine alte Phillips-66-Tankstelle mitsamt Original Tankwagen.

Wir biegen von unserer 66 nach Süden ab. Hier, weniger als eine halbe Stunde von Amarillo entfernt, finden wir eine der schönsten Gegenden des Südwestens:

Palo Duro Canyon.

Es scheint, als ob die Natur der Meinung war, daß die Hochebenen der Panhandle ein wenig Konstrast brauchen – eine Ausnahme, um die Regel zu bestätigen. Palo Duro ist genau das. Die Farben in ihren bezaubernden Wüstentönen und die unerwarteten Felsformationen dieses Canons sind einzigartig. Aufregend wird all das alles noch, wenn es die Nacht vorher Sinflutartig gegossen hat und man durch undefiniert tiefe Flußfurten fahren muß.

Wanderwege sind leicht zu finden, d.h. ihr Anfang, wenn man Pech hat merkt man leider zu spät, daß es doch nicht der Richtige war und ist auf einen Roundtrail. Nicht weiter schlimm, wenn man mehrere Tage Zeit hat.

Amarillo " The Yellow Rose of Texas" ("Amarillo" spanisch – gelb) hat noch mehr zu bieten, z.B. eine Gastsätte

"Big Texas". Hausgemachter Gag:

Wer das berühmte 72 oz steak (über 2.000 g) in einer Stunde verdrücken kann, braucht es nicht zu bezahlen. Achtung: Im gleichen Zeitraum muß man auch die Beilagen bestehend aus Folienkartoffel, Shrimps-Cocktail, Salat und Brötchenverschlungen haben.

Zu unserem Glück gab es in der Stadt eine Ausstellung " tree state fair"(Drei Staaten Messe) auf der sich allerlei Gruppen und Institutionen vorstellten. Es gab natürlich auch Versteigerungen von Lebendvieh, die begehrten Preise für die größten Kürbiskuchen und das beste Eingeweckte.

Sehr schön und immerwieder großartig sind auch die Bilder, die von Künstler an die Hauswände gemalt werden, die immer sehr geflegt werden.

Kurz nach verlassen der Stadt kommt man zur "Cadillac Ranch". Zehn Cadillacs – mit den unterschiedlichsten Haifischflossen – stehen hier schön nebeneinander in die Erde gerammt. Auch wenn sie so aussehen, als ob Druiden sie hier vergessen hätten, so ist dies Monument das vielleicht deutlichste Mahnmal gegen die Überflußgesellschaft der Amerikaner.

New Mexico

Der letzte texanische Abstecher endet in Glenrio; ein Pferd, ein bellender Hund, eine Ghost Town, in der die Lichter längst ausgegangen sind. Nur das Schild vom "First / Last Motel in Texas" (je nach Fahrtrichtung gesehen) steht noch, aber auch wohl nur, weil ein Kugelhagel nicht richtig getroffen hat.

Am Schild WELCOME TO NEW MEXICO kann man die Uhr eine Stunde zurückdrehen, denn man gewinnt Zeit an dieser Grenze zwischen "Central" und "Mountain Time".

Spätestens wenn man Tucumcari erreicht, nimmt man als Route 66 Reisender etwas Besonderes am Himmel wahr. Die Farbe – ein tiefes, transparentes Kobaldblau.

Die 66 macht nun einen Schlencker nach Norden in Richtung Santa Fe. Zuvor schauen wir uns aber noch den Pecos National Historical Park an . Das sind die Ausgrabungen eines der größten Pueblos aus dem 13. Und 14.Jh.; mächtige Mauerreste der Pecos Mission, 1707 von Franziskanern erbaut. Nach einem Aufstand der Indianer bauten sie ihre Kiva (Versammlungsraum) mitten auf das ehemalige Missionsgelände um ihre Unabhängigkeit herauszustellen.

Santa Fe, wir haben uns gleich in diesen Ort verliebt , alle Leute sind irgendwie freundlich,und ohne Stress. Wahrscheinlich liegt es daran, daß dort sehr viele Künstler, Leute die es Beruflich geschaft haben und solche die einfach nur noch leben wollen hier wohnen.

Santa Fe hat übrigens auch das älteste Regierungsgebäude der ganzen Vereinigten Staaten, es ist der "Palace of the Gouvernors" der noch aus der Zeit der Spanischen Eroberungen stammt (1610).

Über Alburquerque zurück kommen wir an mehreren Indianersiedlungen vorbei. Da die Indiander es nicht mögen Fotographiert zu werden, haben wir von unserem Trip leider keine Bilder. Ich kann euch nur diese Repro´s von Sky City im Acoma Pueblo anbieten. Dieser Ort liegt auf einer Mesa, d.h. einem Hochplateau das noch ganzjährig bewohnt ist. Sie leben ohne Elektrizität, ohne fließend Wasser und bis vor ein paar Jahren auch noch ohne richtigen Weg bzw. Straße zu ihren Häusern.

Noch ein paar Meilen und wir haben diesen schönen Staat verlassen. Je weiter wir uns von den Hochebenen entfernen und immer tiefer ins Land fahren, je wärmer wir uns.

Wie haben er nur die Okies in den 20érn ohne Klimaanlage ausgehalten?

Arizona begrüßt die Reisenden der 66 mit gleich zwei Naturschauspielen, Painted Desert und Petrified Forest National Park.

Betritt man den Nationalpark so tun sich rot, grau, orange, weiß und pink gefärbte Mondlandschaften auf, die den Reiz der Painted Desert ausmachen.

Daß man vor lauter Bäumen manchmal den Wald nicht mehr sieht, überrascht nicht. Daß man ihn aber vor lauter Steinen nicht mehr erkennt, das passiert nur in den Badlands des Petrified Forest National Park. Hier glitzern und schimmern versteinerte Bäume je nach Lichteinfall um die Wette. Die bunten Nachfahren und Bruchstücke eines prähistorischen Waldes haben sich so gut erhalten, weil sie nach ihrem Absterben unter Sand und Vulkanasche luftdicht verschlossen blieben und als sie nach mehr als 200 Millionen Jahren wieder ans Licht gekommen waren, war das Holz längst durch Mineralien ersetzt – Alchemie in der Wüste.

Kurz hinter Winlow biegen wir ab um uns noch ein weiteres längst vergangenes Naturschauspiel anzusehen den

Meteor Crater.

Bevor Forscher herausgefanden, daß es sich hier um den Abdruck eines Eisernen - Meteoriten handelt, der sich durch die Wucht des Aufpralls selbst auflöste, glaubte man an den vulkanischen Ursprung des großen Lochs. Da es auf den Rand wenig Spielraum für ein gutes Foto gab und ich meinen Privathelikopter leider gerade nicht zur Hand hatte hier nun erstandene Fotos.

Und noch ein beliebtes Route 66 Fotomotiv folgt auf den Fuß: Twin Arrows, die weithin sichtbare Reklame eines Truck Stop.

In Flagstaff biegen wir wieder ab um uns den Grand Canyon anzusehen.

Zuerst durch dichten Baumbestand dann der erste Blick über den Rand.

Grandios, bezaubernd, großartig aber eigendlich fehlen einem die richtigen Worte um "DAS" zu beschreiben.

Der Grand Canyon des Colorado Rivers ist eine der erhabensten Schöpfungen der Natur. Wenn man am Südrand entlanggeht und einen Blick in die abgründige Tiefe wirft, kann man nicht umhin sich zu fragen, wie und warum dieser Canyon entstehen konnte.

Wie groß?

277 Meilen (446 km) lang,

10 Meilen (durchschnittlich 16 km) breit und

1 Meile (über 1,5 km) tief.

Plateau ca. 760m tiefer als der Südrand.

Alter bis zum Plateau ca. 2 Milliarden Jahre, dann nocheinmal bis heute 6-30 Millionen Jahre.

Im geologischem Zeitrahmen nur einen Augenblick.

Man sollte sich Zeit lassen um all dies auf sich wirken zu lassen und noch einen Tag extra wenn man zum Plateau möchte.

Es geht zurück auf die 66 und über Williams uns Ash Fork nach Seligman.

Der Ort hat zwar keine Naturwunder oder ähnliches zu bieten, doch zwei Brüder die eng mit der Route 66 verbunden sind. Sie sind die Mitbegründer der Route 66 Foundation die sich zuerst um den Erhalt und die Pflege der Straße kümmerten. Einer von ihnen führt ein Route 66-Eßlokal das "Snow Cap Drive In" mit seiner Spezialität ist "Dead Chicken".

Das nächste Highlight auf der Tour sind die Grand Canyon Caverns, die zwar gut 90 Meilen von Canyon entfernt liegen aber Verbindung zu ihm haben.

Weiter geht es Peach Springs, Valentine, noch schnell in Hackberry das "66 Zentrum" anschauen, es entpuppt sich als der unterhaltsame Kramladen eines ökologischen Wanderpredigers, als eine Art Reliquienschrein oder Wunderkammer, die zu erkunden jedem freisteht. Bitte schauen Sie zu ihm rein und bestellen Sie schöne Grüße aus "Good old Germany".

Kingman hier machen wir einen kleinen Abstecher, rund 150 Meilen schnurgerade nach Norden nach Las Vegas. Die Glücksspielstadt in Nevada mit ihren bunten Lichtern, lauten und ratternden Spielautomaten. Soviel Trubel sind wir nach der langen Zeit überhaupt nicht mehr gewohnt. Es ist alles so unwirklich und künstlich, daß wir schon nach kurzer Zeit wieder weg wollen. Zurück nach Kingman und auf der guten alten Route.

Jetzt geht es in die Berge, die letzten Strapazen die auf dieser Reise kommen, haben sich jedenfalls die Okies gedacht. Die Auffahrt ist zum Teil so steil, das sie es mit ihren altersschwachen Wagen nur noch im Rückwärtsgang geschaften. In Oatman sahen sie dann die Bescherung vor ihnen lag die Mojave Wüste. Eine Endlose, Baumlose und sehr, sehr heiße Wüste und ganz, ganz hinten am Horizont noch höhere Berge. Viele haben aufgegeben.

Wir aber genießen diesen verrückten Ort und auch die Fahrt durch die Wüste.

California

WELCOME TO CALIFORNIA bedeutet erst einmal "Stop" denn die landwirtschaftlichen Inspektoren des "Golden State" wollen genau wissen, was die Autos so einschleppen. Alle müssen deshalb an der VEHICLE INSPECTION STATION halten und Fragen über sich ergehen lassen, wo man herkommt und ob man frisches Obst oder Gemüse dabeihat – Fragen übrigens, die schon der Familie Joad aus "Früchte des Zorns" gestellt wurden, als sie unterwegs nach Kalifornien waren.

Weiter, weiter jetzt zieht der Pazific, Los Angeles ist nicht mehr weit. Auf zum großen Finale.

Dörfer und kleine Städte ziehen an uns vorbei Barstow, San Bernadino schon meint man das Salzwasser zu riechen. Der Verkehr wird dichter, die Häuser schließen sich wieder zu ganzen Straßen zusammen, Ampel, Kreuzungen alles Sachen die man weit entfernt glaubte tauchen wie von Geisterhand wieder auf.

Das Ortsschild "Santa Monica" taucht auf.

Plötzlich ist sie zu Ende, der Traum vorbei, das Ziel erreicht. Der gute alte Highway endet an der Ocean Avenue, am palmenbesetzten Palisades Park. So abrupt und doch so faszienierend endet die Route 66 und mit ihr gleich ein ganzer Kontinent.

Ob nun "Route 66", "Mutterstaße", "Main Street of America", "Free Road" oder "Will Rogers Highway", mein Weg auf dieser Straße hatte mir mehr gezeigt als ein graues Asphaltband von Ost nach West.

If you ever plan to motor west, travel my way take the Highway that´s the best. Get your kicks on Route Sixty-Six, dieser Song ging mir seit ich ihn von einigen Jahren gehört hatte nicht meht aus dem Kopf, es wurde zu einer fixen Idee die nun umgesetzt worden war.

Oft kam mir diese Staße vor, wie ein Querschnitt durch die Seele Amerikas. Sie ist wie eine Kette, an der die verschiedensten Landschaften, Orte, Leute und Sachen nebeneinander aufgereiht sind. Nachgeprägte Highwayzeichen in Illinois, morbider Charme in Kansas, ein Museum in Oklahoma, 10 Cadillacs in Texas, Indianer in New Mexico, die Degadillos in Arizona und ein verlassenes Restaurant in Kalifornien – das alles gehört dazu.

Verbunden durch die Geschichte und eine Straße, deren offiziellen Namen es heute nicht mehr gibt, die "U.S. 66".

Die hier niedergeschriebene Geschichte basiert auf eigenen Erlebnissen und anleihen aus den folgenden Büchern: Folgt in Kürze. Ebenso werden hier noch Links zu 66-Seiten eingebaut