6.3 Transmissionselektronenmikroskopie (TEM)

6.3.1 Grundlagen

Dieses Kapitel ist im englischen Skript ausführlicher!
Einige grundsätzliche Bemerkungen:
Beim Durchgang durch die Probe wird ein monochromatischer Elektronenstrahl durch die Probe und durch die Defekte in der Probe moduliert, die Mechanismen dazu sind:
Absorption: Wesentlicher Parameter ist lokale Probendicke und -dichte
Beugung: Wesentliche Parameter sind die lokalen Beugungsbedingung und die Wechselwirkung von Primärstrahl und abgebeugten Strahlen schon in der Probe, oder später im elektronenoptischen System.
Die Absorption ist trivial und (bis auf eine Ausnahme) normalerweise ohne Nutzen. Sie entspricht immer inelastischer Streuung (mit Energieverlust) und ist nach Möglichkeit klein zu halten. Dies bedeutet:
Die Proben müssen extrem dünn sein, Größenordnung ca. 100 nm!
Nur minimalste Probenvolumina untersuchbar, weltweit untersuchtes Volumen aller Proben < 10 mm3!
Auflösung (über die Wellenlänge) und Durchstrahlbarkeit, d.h. maximale Dicke der Präparate, hängen von der Beschleunigungsspannung ab; üblich sind 100 kV - 400 kV, Spezialgeräte gehen bis 1,5 MeV (Kosten ca. 15 MDM).
TEM ist eine hohe Kunst und erfordert große Spezialisierung und Erfahrung (dies gilt auch und insbesondere für die Probenpräparation), bietet aber als einziges Verfahren quantitative Aussagen zu Defekten auf der Ebene der Atome.
Der Schlüssel liegt in der Elektronenoptik; d.h. der Möglichkeit durch magnetische Felder Elektronenstrahlen fokussieren zu können. Damit lassen sich die Methoden der Optik auf Elektronenstrahlen übertragen und ein Elektronenmikroskop wird möglich.
Abbildung:  Aufbau eines Durchstrahlungselektronenmikroskops (TEM)
Das Bild (oder besser: der Kontrast) einer Versetzung hängt von mehreren Parametern ab. Am wichtigsten sind:
die Beugungsbedingungen, z.B. keine Reflexe stark angeregt, viele Reflexe stark angeregt, oder nur ein Reflex angeregt. "Angeregter Reflex" bedeutet dabei, daß die Bragg-Bedingung für einen Reflex, d.h. einen Gitterpunkt im reziproken Gitter, annähernd erfüllt ist.
die gb - Bedingung d.h. die Größe des Skalarprodukts zwischen Burgersvektor der Versetzung und Beugungsvektor eines angeregten Reflexes.
die Abbildungsart, im wesentlichen "Hellfeld", d.h. dargestellt wird die Intensitätsverteilung des Primärstrahls, oder "Dunkelfeld", d.h. dargestellt wird die Intensitätsverteilung eines gebeugten Strahls.
Abbildung: Beispiele für Anregungen von Reflexen
Das folgende Prinzipbild zeigt die wichtigsten Abblidungsarten für den Zweistrahlfall
Folgende Schlüsse lassen sich ziehen (und werden durch die Theorie der TEM bestätigt):
Versetzungen sind unsichtbar (oder zeigen nur schwachen Kontrast), falls gb=0 ist. Damit können Burgersvektoren bestimmt werden.
Im Hellfeld unter kinematischen Zweistrahlbedingungen (Reflex gerade nicht angeregt) erscheint eine Versetzung als dunkle Linie auf hellem Untergrund, die Breite der Linie entspricht dem Gebiet, in dem die Bragg-Bedingung besser erfüllt ist als im perfekten Kristall; sie liegt bei ca. 10nm.
Im normalen Dunkelfeld ist die Verseztzung weiß auf schwarzem Untergrund
Im Dunkelfeld mit einer Reflexanregung relativ weit weg von der Bragg-Lage (Weak-Beam), ist die Versetzung sehr schmal, da nur die stark gestörten Gebiete zu Beugung beitragen (dafür sieht man fast nichts mehr).

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