3. Atomare Fehlstellen und Diffusion

3.1 Allgemeine Bemerkungen

Diffusion und atomare Fehlstellen

Atomare Fehlstellen sind im allgemeinen beweglich (zumindest bei hohen Temperaturen). Damit werden auch Atome beweglich - wir beobachten das Phänomen der Festkörperdiffusion, d.h. Materietransport im Festkörper.
 
Moderne Technologie beruht in vielen Technologiefeldern auf der Diffusion in Festkörpern. Besonders prominent sind
Mikroelektronik und Optoelektronik
Sensorik in vielen Ausführungen
Batterien, Akkus, Brennstoffzellen, aber z.B. auch die
Kerntechnik (Diffusion von Neutronen).
Art und Konzentration der vorhanden atomaren Fehlstellen, Gleichgewichtsbetrachtungen (globales, lokales Gleichgewicht, oder totales Nichtgleichgewicht), und atomare Mechanismen der Diffusion bestimmen das Ergebnis - die mögliche Vielfalt ist sehr groß, selbst bei einfachsten Systemen (z.B. Phosphor in Silizium).

Wiederholung einiger bekannter Beziehungen

1. Ficksches Gesetz
Fluß j proportional zum Konzentrationsgradient
der Index i bezieht sich dabei auf die Teilchensorte. (Bei der Frage, ob, und ggf. wie, die Teilchensorte i diffundiert, falls nur die Sorte k einen Konzentrationsgradienten zeigt, wird es spannend). Erheblich allgemeiner gilt

mit m=chem. Potential; M=Beweglichkeit
Da der Gradient des chemischen Potentials auch bei konst. Konzentration von 0 verschieden sein kann, sind damit auch Phämonene wie die "uphill diffusion" erfaßt.

Kontinuitätsgleichung
Was in einem Volumenelement sich ändert, kommt aus der Differenz dessen was rein- und was rausläuft - Konsequenz aus dem Erhaltungssatz der Teilchenzahl.
Stimmt natürlich dann nicht, wenn Teilchen vernichtet oder erzeugt werden können.
2. Ficksches Gesetz
Die zeitliche Änderung der Konzentration ist proportional zur zweiten Ableitung der Konzentration (Aus 1. Fickschem Gesetz + Kontinuitätsgleichung)
oder für D=konst.
Lösungen der Fickschen Gesetze sind im allgemeinen nicht einfach.
Trotz simpler Differentialgleichungen existieren in der Regel keine simplen Lösungen.
Bereits behandelt: Eindiffusion aus unendlicher oder endlicher Quelle (Gaußverteilung, Fehlerfunktion; bei ELYMAT mit Quellen und Senken).
Lösungen für viele behandelte Fälle in Handbüchern.
Wärmeleitung (in Festkörpern) ist mathematisch äquivalent, weil letztendlich auch durch Diffusion vermittelt.
Kompliziertere Diffusuionsphänomene sind letzlich nur dann mit wenigen anpaßbaren Parametern nur zu behandeln, wenn die atomaren Mechanismen bekannt sind und in die Modelle eingebaut werden.
Die statistischen Funktionen treten auf, weil die Diffusion letztlich ein rein statistischer Vorgang ist - das Einzelatom weiß nichts von seiner (Teilchen)- Umgebung und hüpft rein statistisch (solange nicht Felder direkt Kräfte ausüben).

Kopplung Phänomenologie - Einzelereignis

Der folgende Abschnitt ist im englischen Skript ausführlicher!
Strom=Differenz Sprünge nach rechts - Sprünge nach links führt auf 1. Ficksches Gesetz mit Diffusionskoeffizient (für kub. Symmetrie)
mit a=Gitterkonstante, Faktor 1/6 wg. kub. Symmetrie.
Wobei die Sprungrate

verwendet wird. Dabei ist cV=Konzentration der springenden Spezies (typischerweise Leerstellen V), und es werden alle Sprünge, nicht nur die in Flußrichtung, betrachtet [deswegen der Faktor 1/6 bzw g (s. nächste Formel)]
Mit einem Boltzmann-Ansatz für die Sprungfrequenz v ergibt sich allgemein
mit g=Geometriefaktor, hSpr=freie Enthalpie für Sprung.
"Random Walk" und Diffusion
Korreliert man das bei rein statistischen Sprüngen nach der Zeit t zurückgelegte mittlere Verschiebungsquadrat (=die Diffusionlänge2) L2 mit der Diffusionskonstanten, gilt

dabei ist t die (mittlere) Lebensdauer, falls das betrachtete Teilchen "vernichtet" werden kann.

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